Aktuelle Ernährungsmedizin 2015; 40 - P4_9
DOI: 10.1055/s-0035-1550223

Barrieren der poststationären Ernährungstherapie mit Trinknahrung

C Smoliner 1, G Kunert 1, H Dammann 1
  • 1Nutricia GmbH, Erlangen

Einleitung: Während Mangelernährung (ME) in Krankenhäusern zunehmend systematisch erfasst und behandelt wird, kommt es bei der Entlassung nach Hause häufig zu einem Therapieabbruch. Im niedergelassenen Bereich wird ME selten diagnostiziert und betroffene Patienten nicht therapiert. Ziel der vorliegenden Ärztebefragung war es, Hindernisse für Diagnostik und Therapie der Mangelernährung zu identifizieren.

Methoden: Repräsentative Umfrage eines unabhängigen Marktforschungsinstitutes bei 200 Klinikärzten und niedergelassenen Hausärzten mittels Online-Fragebogen.

Ergebnisse: Für 90% der befragten Klinikärzte (KÄ) hat die Ernährungstherapie mit Trinknahrung einen hohen Stellenwert, etwa 43% empfehlen Trinknahrung in den Entlassungsunterlagen. Als Hauptgrund, eine Trinknahrung nicht zu empfehlen, wird eine gute Rekonstitution bei Entlassung angegeben. 20% der KÄ glauben, dass eine bessere Information der niedergelassenen Ärzte und Patienten eine extramurale Weiterführung der Ernährungstherapie erleichtern könnte, während 16% eine bessere Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse für sinnvoll halten. KÄ sind außerdem der Meinung, dass bessere Dokumentationsmöglichkeiten für Ernährungstherapie die Empfehlung zur Weiterführung dieser Therapie erleichtern würde.

Zwei Drittel der niedergelassenen Ärzte (NÄ) definieren Mangel- und Unterernährung über den BMI. Die meisten NÄ kontrollieren das Gewicht, nur 17% nutzen standardisierte Screeningtools. Gründe dafür sind geringe Bekanntheit und hoher Zeitaufwand. Nach Einschätzung der NÄ stehen nur bei 16% der Patienten Empfehlungen zur Trinknahrungsverordnung in den Entlassungsunterlagen. Wenn Empfehlungen zur Ernährungstherapie dokumentiert werden, verordnen etwa 2/3 der NÄ Trinknahrung weiter.

Schlussfolgerung: Obwohl KÄ der Ernährungstherapie nach eigenen Angaben einen hohen Stellenwert beimessen, wird Trinknahrung in den Entlassungsunterlagen selten dokumentiert. Die als ein Hauptgrund angegebene gute Rekonstitution bei Entlassung erscheint aufgrund der kurzen Verweildauern im Krankenhaus fraglich. Da in Hausarztpraxen wiederum betroffene Patienten aufgrund des geringen Bekanntheitsgrades validierter Screeninginstrumente nicht identifiziert werden können, liegen Lösungsansätze in einer Steigerung des Bewusstseins der Ärzte hinsichtlich der Folgen der Mangelernährung und des Nutzens der Ernährungstherapie durch gezielte Information, Unterstützung hinsichtlich der Dokumentation und einer erleichterten Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen.

Interessenskonflikte: Die Autorinnen sind Mitarbeiterinnen der Firma Nutricia.