Aktuelle Ernährungsmedizin 2015; 40 - P3_8
DOI: 10.1055/s-0035-1550212

„nutritionDay in Pflegeheimen“ – Prävalenz von Qualitätsindikatoren der Ernährungsversorgung in verschiedenen Ländern

M Streicher 1, C Kolb 1, M Mouhieddine 2, S Kosak 3, RE Roller 4, K Schindler 2, M Hiesmayr 2, C Sieber 1, D Volkert 1
  • 1Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Deutschland
  • 2Medizinische Universität Wien, Österreich
  • 3nutritionDay Office, Wien, Österreich
  • 4Medizinische Universität Graz, Österreich

Einleitung: Derzeit ist nicht bekannt, welche institutionellen Maßnahmen in verschiedenen Ländern ergriffen werden, um eine gute Ernährungsversorgung von Pflegeheimbewohnern zu gewährleisten. Mithilfe der Datenbank des „nutritionDay-Projektes“ sollen in dieser Analyse die teilnehmenden Länder hinsichtlich des Vorhandenseins definierter Qualitätsindikatoren (QI) in der Ernährungsversorgung auf Wohnbereichsebene verglichen werden.

Methoden: Alle Wohnbereiche (WB) aus Ländern, die zwischen 2007 und 2013 mit mindestens 20 WB am nutritionDay teilgenommen haben, wurden eingeschlossen. Die WB wurden hinsichtlich folgender vier QI charakterisiert: Verfügbarkeit einer Diätassistentin, Verfügbarkeit eines Ernährungsbeauftragten, Wiegen 1x/Monat und Screening nach Mangelernährung 1x/Monat. Zusätzlich wurde das Vorhandensein eines Ernährungsexperten (Diätassistentin oder Ernährungsbeauftragter) und/oder einer Methode zur Beurteilung des Ernährungszustands (Wiegen oder Screening 1x/Monat) betrachtet. Unterschiede in QI zwischen den Ländern wurden mittels χ2-Test auf Signifikanz geprüft.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 791 WB mit 25,531 Bewohnern aus 8 Ländern analysiert. Die Zahl der WB/Land variierte zwischen 28 (Italien) und 279 (Österreich). Die Prävalenz aller vier QI war in den Ländern signifikant unterschiedlich (Tab. 1). Diätassistenten waren in Österreich und Kanada, ein Ernährungsbeauftragter in Österreich, Spanien und Kanada bei mehr als 50% der WB vorhanden. Wiegen 1x/Monat wurde in 6 Ländern (Österreich, Ungarn, Norwegen, Schweiz, Kanada, Italien) und das Screening nach Mangelernährung in Österreich und der Schweiz bei mehr als 50% aller WB durchgeführt. In Österreich und Kanada verfügen 66% bzw. 93% der WB über einen Ernährungsexperten und beurteilen den Ernährungszustand 1x/Monat, während dies in Deutschland und Spanien bei 22% und 16% der Wohnbereiche der Fall ist.

Tab. 1: Prävalenz von Qualitätsindikatoren in den teilnehmenden Wohnbereichen verschiedener Länder

Land

Prävalenz von QI (%)

AT (n = 279)

HU (n = 214)

DE (n = 118)

NO (n = 51)

ES (n = 37)

CH

(n = 34)

CA

(n = 30)

IT

(n = 28)

Diätassistentin (DA)

55a

39c

21d

0e

41a, c, d

29a, c, d

100b

39a, c, d

Ernährungsbeauftragter (EB)

53a

44a

44a

29a

54a

44a

97b

32a

Ernährungsexperte

(DA oder EB)

75a

65a,d

51c,d

29c

68a,d

47c,d

100b

46c,d

Wiegen 1x/Monat

86a, b

71c

45d, e

69a, c, d

19e

97b

93a, b, c

64a, c, d

Screening 1x/Monat

74a

37c

38c

49c

8b, d

55a, c

3b

39c, d

Beurteilung des EZ

(Wiegen oder Screening)

88a

71b

45c,d

71a,b,c

19d

97a

93a,b

64b,c

Ernährungsexperte oder Beurteilung des EZ

31a,b

49c

52c

41a,c

54a,c

50a,c

7b

39a,b,c

Ernährungsexperte und Beurteilung des EZ

66a,b

44c

22e,f

29c,d,e,f

16d,f

47a,c,d,e,f

93b

36a,c,d,e,f

AT =Österreich, CA = Kanada, CH = Schweiz, ES = Spanien, DE = Deutschland, HU = Ungarn, IT = Italien, NO = Norwegen

EZ = Ernährungszustand, QI = Qualitätsindikator, WB = Wohnbereich

Gleiche Buchstaben bei den QI geben an, welche Länder sich auf dem 0,05-Niveau nicht signifikant voneinander unterscheiden.

Schlussfolgerung: Es gibt große Unterschiede in den Ländern hinsichtlich der Prävalenz eines oder mehrerer Qualitätsindikatoren. Inwieweit diese QI einen Einfluss auf die Prävalenz von Mangelernährung haben, muss in weiteren Analysen gezeigt werden.

Sponsoren: Medical Nutrition International Industry

Interessenskonflikt: nicht vorhanden