Aktuelle Ernährungsmedizin 2015; 40 - P2_2
DOI: 10.1055/s-0035-1550199

Einführung eines Malnutrition Risk Score in der Pädiatrie

A Mathis 1, G Marx 2, B Villiger 3, VA Dintheer-ter 1, C Maag 1, J Laimbacher 4, P Müller 2
  • 1Ostschweizer Kinderspital St. Gallen, Schweiz, Abteilung Ernährung und Diätetik
  • 2Pädiatrische Gastroenterologie & Ernährung
  • 3Pflege und Betreuung
  • 4Jugendmedizinische Klinik

Einleitung: Die Prävalenz der Malnutrition bei hospitalisierten Kindern wird mit 6 – 14% angegeben. Diese hängt von der verwendeten Definition und Referenz-Perzentilen ab. Einen internationalen Konsens existiert für die Pädiatrie derzeit nicht. Die Unter- und Fehlernährung von hospitalisierten Kindern kann einen negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben und Mehrkosten generieren. Wir haben ein etabliertes Instrument gesucht, welches mit geringem Aufwand das Mangel- und Fehlernährungsrisiko erfasst, damit eine Ernährungstherapie initiiert werden kann.

Methodik: Wir haben uns für den Paediatric Yorkhill Malnutrition Score (PYMS) entschieden. Nebst der Erfassung des akuten Malnutritionsrisikos beinhaltet der Score auch den Body Mass Index (BMI) als objektives Kriterium. Der ins Deutsch übersetzte PYMS wurde zusätzlich mit einem BMI- Cutoff >P90 ergänzt (adaptierter PYMS, aPYMS) um auch das Übergewicht und die Adipositas erfassen zu können. In einer 2-monatigen Pilotphase wurden alle stationären Patienten anhand der vier Items gescreent. Ausgeschlossen wurden Säuglinge, Patienten, mit Essstörungen und onkologische Patienten. Falls der aPYMS-Score ≥2 Punkten hatte folgte ein Assessment und falls indiziert eine Ernährungstherapie.

Ergebnisse: Wir haben 200 Kinder gescreent. Davon hatten 40% ≥2 Punkten, davon erhielten 34% ein Assessment. 10% erzielten den Score ≥2 Punkten wegen Untergewichts, 23% Übergewicht oder Adipositas.

Aufgrund des Screenings wurde eine Ernährungsintervention bei 5 (2,5%) Patienten durchgeführt.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Anwendung war zeitaufwendig. Die Miterfassung des Übergewichtes und der Adipositas war ungeeignet. Durch die kurze Liegedauer ist eine generelle Erfassung und allfällige Intervention schwierig umzusetzen. Die Auseinandersetzung mit dem aPYMS hatte eine Sensibilisierung und das Ernährungsinteresse erhöht.

Ein Screening zur Erfassung des Mangelernährungsrisiko sollte ein standardisierter Bestandteil im Spital sein. Eine gültige und akzeptierte Definition der Mangelernährung im Kindesalter muss erarbeitet werden. Welcher Malnutrition Risk Score sich in der Pädiatrie etablieren wird, müssen weitere Studien zeigen. Das Ostschweizer Kinderspital hat seit dem 01.01.14 den (übersetzten) PYMS in digitaler Version eingeführt.

Literatur:

[1] Gerasimidis Konstantions, Macleod Isobel, Maclean Anne et al. Performance of the novel Paediatric Yorhill Malnutrition Score in hospital practice. Clinical Nutrition 2011;30:1 – 6

[2] Joosten Koen KF, Hulst Jessie M. Malnutrition in pediatric hospital patients: Current issues. Nutrition 2011;27:133 – 137

[3] Pawellek Ingrid, Dokoupil Katharina, Koletzko Berhold. Prevalence of malnutrition in paediatric hospital patients. Clinical Nutrition 2008,27:72.76

[4] Sermet-Gaudelus Isabelle, Poisson-Salomon Anne-Sylvie, Colomb Virginie et al. Simple pediatric nutritional risk score do identify children at risk of malnutrition. Clinical Nutrition 2000;72:64 – 70

[5] Sullivan Peter B. Malnutrition in hospitalised children. Arch Dis Child 2010;95:489 – 490