Hintergrund: Die chronische Herzinsuffizienz ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland.
Im Verlauf einer chronischen Herzinsuffizienz kann sich mit einer Prävalenz von 13
bis 19 Prozent eine kardiale Kachexie entwickeln. Diese führt aufgrund verschiedener
Pathomechanismen zu einer Protein-Mangelernährung. Nach Zahlen von Valentova et al.
[1] versterben 50 Prozent der Patienten mit kardialer Kachexie innerhalb von 18 Monaten.
Ziel dieser Arbeit war es, die Rolle der Ernährungs- und Flüssigkeitstherapie bei
Patienten mit kardialer Kachexie anhand gültiger Leitlinienempfehlungen und Studienergebnissen
einzuschätzen. Dazu wurde die Literatur dahingehend analysiert, welche Empfehlungen
die derzeit gültigen Leitlinien bezüglich ernährungstherapeutischen Optionen von Patienten
mit kardialer Kachexie geben und ob dadurch das Outcome beeinflusst werden kann.
Methoden: Die methodische Grundlage dieser Arbeit war eine umfassende Literaturrecherche zwischen
Oktober und Dezember 2013. Insgesamt wurden 20 Studien mit unterschiedlichen Designs
sowie sechs Leitlinien mit ernährungsmedizinischem und kardiologischem Schwerpunkt
ausgewertet.
Ergebnisse: Die Auswertung der ernährungsmedizinischen und kardiologischen Leitlinien zeigte,
dass die kardiale Kachexie bisher keinen großen therapeutischen Schwerpunkt einnimmt.
Einig sind sich alle Leitlinien darin, dass einer Mangelernährung und einem progredienten
Gewichtsverlust durch eine kardiale Kachexie vorgebeugt werden muss. Die Leitlinie
der SENPE [2] stellt aus ernährungsmedizinischer Perspektive die geeignetste dar, bezieht sich
allerdings schwerpunktmäßig auf die Intensivmedizin. Der Vergleich der Leitlinien
mit den recherchierten Studien zeigt, dass manche Leitlinien einem überholten Forschungsstand
entsprechen und ernährungstherapeutische Defizite aufweisen. Zusätzlich deuten die
Ergebnisse der Studien auf geeignete Ergänzungen für die Ernährungstherapie der kardialen
Kachexie hin. Die Leitlinienempfehlungen zur Flüssigkeitstherapie hingegen entsprechen
weitestgehend den aktuellen Studienergebnissen. Sinnvoll erscheint die gemeinsame
Anwendung ernährungsmedizinischer und kardiologischer Leitlinien.
Schlussfolgerung: Die derzeit gültigen Leitlinien zu chronischer Herzinsuffizienz und kardialer Kachexie
weisen, legt man aktuelle Studienergebnisse zugrunde, ernährungs- und flüssigkeitstherapeutische
Defizite auf. Eine Anpassung an Studienergebnisse ist deshalb notwendig. Zusätzlich
deuten die ausgewerteten Studien darauf hin, dass die ernährungs- und flüssigkeitstherapeutischen
Potentiale zur Behandlung der kardialen Kachexie noch nicht ausgeschöpft sind.
Literatur:
[1] Valentova, et al., „Cardiac cachexia is associated with right ventricular failure
and liver dysfunction,” Int J Cardiol 2013.
[2] Jiménez-Jiménez, et al., „Guidelines for specialized nutritional and metabolic
support in the critically-ill patient: update. Consensus SEMICYUC- SENPE: Cardiac
patient,“ Nutr Hosp 2011.