Aktuelle Ernährungsmedizin 2015; 40 - P1_10
DOI: 10.1055/s-0035-1550196

Die Rolle der Ernährungs- und Flüssigkeitstherapie bei Patienten mit kardialer Kachexie

A Steuerwald 1, U Kampa 2, 3, U Hillebrand 2
  • 1Verbund Katholischer Kliniken, Düsseldorf
  • 2Mathias Hochschule, Rheine
  • 3Evangelisches Krankenhaus (EVK), Hattingen

Hintergrund: Die chronische Herzinsuffizienz ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Im Verlauf einer chronischen Herzinsuffizienz kann sich mit einer Prävalenz von 13 bis 19 Prozent eine kardiale Kachexie entwickeln. Diese führt aufgrund verschiedener Pathomechanismen zu einer Protein-Mangelernährung. Nach Zahlen von Valentova et al. [1] versterben 50 Prozent der Patienten mit kardialer Kachexie innerhalb von 18 Monaten. Ziel dieser Arbeit war es, die Rolle der Ernährungs- und Flüssigkeitstherapie bei Patienten mit kardialer Kachexie anhand gültiger Leitlinienempfehlungen und Studienergebnissen einzuschätzen. Dazu wurde die Literatur dahingehend analysiert, welche Empfehlungen die derzeit gültigen Leitlinien bezüglich ernährungstherapeutischen Optionen von Patienten mit kardialer Kachexie geben und ob dadurch das Outcome beeinflusst werden kann.

Methoden: Die methodische Grundlage dieser Arbeit war eine umfassende Literaturrecherche zwischen Oktober und Dezember 2013. Insgesamt wurden 20 Studien mit unterschiedlichen Designs sowie sechs Leitlinien mit ernährungsmedizinischem und kardiologischem Schwerpunkt ausgewertet.

Ergebnisse: Die Auswertung der ernährungsmedizinischen und kardiologischen Leitlinien zeigte, dass die kardiale Kachexie bisher keinen großen therapeutischen Schwerpunkt einnimmt. Einig sind sich alle Leitlinien darin, dass einer Mangelernährung und einem progredienten Gewichtsverlust durch eine kardiale Kachexie vorgebeugt werden muss. Die Leitlinie der SENPE [2] stellt aus ernährungsmedizinischer Perspektive die geeignetste dar, bezieht sich allerdings schwerpunktmäßig auf die Intensivmedizin. Der Vergleich der Leitlinien mit den recherchierten Studien zeigt, dass manche Leitlinien einem überholten Forschungsstand entsprechen und ernährungstherapeutische Defizite aufweisen. Zusätzlich deuten die Ergebnisse der Studien auf geeignete Ergänzungen für die Ernährungstherapie der kardialen Kachexie hin. Die Leitlinienempfehlungen zur Flüssigkeitstherapie hingegen entsprechen weitestgehend den aktuellen Studienergebnissen. Sinnvoll erscheint die gemeinsame Anwendung ernährungsmedizinischer und kardiologischer Leitlinien.

Schlussfolgerung: Die derzeit gültigen Leitlinien zu chronischer Herzinsuffizienz und kardialer Kachexie weisen, legt man aktuelle Studienergebnisse zugrunde, ernährungs- und flüssigkeitstherapeutische Defizite auf. Eine Anpassung an Studienergebnisse ist deshalb notwendig. Zusätzlich deuten die ausgewerteten Studien darauf hin, dass die ernährungs- und flüssigkeitstherapeutischen Potentiale zur Behandlung der kardialen Kachexie noch nicht ausgeschöpft sind.

Literatur:

[1] Valentova, et al., „Cardiac cachexia is associated with right ventricular failure and liver dysfunction,” Int J Cardiol 2013.

[2] Jiménez-Jiménez, et al., „Guidelines for specialized nutritional and metabolic support in the critically-ill patient: update. Consensus SEMICYUC- SENPE: Cardiac patient,“ Nutr Hosp 2011.