Aktuelle Ernährungsmedizin 2015; 40 - O3_8
DOI: 10.1055/s-0035-1550186

Langzeiteffekte zwei Jahre nach einer multimodalen Lebensstilintervention auf Adipositas-assoziierte Erkrankungen

A Schweinlin 1, M Basrai 1, SC Bischoff 1
  • 1Universität Hohenheim, Institut für Ernährungsmedizin, Stuttgart

Einleitung: Zu den Komplikationen der Adipositas zählen das metabolische Syndrom mit hohem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, eine Insulinresistenz, die nichtalkoholische Fettlebererkrankung, eine chronische subklinische Inflammation sowie pulmonale Störungen. Betroffene durchlaufen oft wiederkehrende Zyklen von Gewichtszunahme bzw. -abnahme. Eine sichere und effektive Möglichkeit zur Therapie der Adipositas stellt ein Programm aus Ernährungs-, Verhaltens- und Bewegungstherapie mit initialer very-low calorie diet dar.

Methoden: In einer fortlaufenden Beobachtungsstudie werden Teilnehmer eines einjährigen multidisziplinären Behandlungsprogramms von Beginn (Monat 0) bis zwei Jahre nach Programmende (Monat 36) hinsichtlich des Vorliegens eines metabolischen Syndroms und anderer Adipositas-assoziierter Parameter untersucht. Bisher wurden von n = 37 Probanden (Alter 46 ± 10 Jahre, 26 Frauen, 8 Personen mit Weight Cycling in der Anamnese) Daten in Monat 36 erhoben. Eine Lungenfunktionsprüfung wurde an n = 22 Probanden durchgeführt.

Ergebnisse: Während des einjährigen Programms wurde das Gewicht um durchschnittlich 19,6 kg reduziert, was einer Senkung des BMI von 41,4 ± 6,6 auf 35,0 ± 6,7 kg/m2 (p < 0,01) entspricht. Im Vergleich zu Monat 0 sind bei Programmende (Monat 12) Taillenumfang (120,6 ± 14,5 vs. 105,6 ± 13,7 cm), Blutdruck (130 ± 16/86 ± 11 vs. 118 ± 15/78 ± 10 mmHg), Triglyceride (167 ± 109 vs. 119 ± 63 mg/dl), HbA1c (5,8 ± 0,5 vs. 5,6 ± 0,6%), CRP (7,3 ± 5,3 vs. 4,5 ± 2,9 mg/l) und der Fettleberindex (94,2 ± 9,6 vs. 71,7 ± 25,2) gesunken (alle p < 0,01). Die Vitalkapazität der Lunge stieg im gleichen Zeitraum an (99 ± 16 vs. 102 ± 15%, p < 0,05). Trotz einer Wiederzunahme von im Mittel 11,1 kg zwischen Monat 12 und 36 (auf einen mittleren BMI von 38,9 ± 6,5 kg/m2) liegen Taillenumfang (113,6 ± 13,0 cm; p < 0,01), Triglyceride (125 ± 51 mg/dl; p < 0,01), CRP (6,0 ± 3,5 mg/l; p < 0,05) und der Fettleberindex (84,8 ± 19,3; p < 0,01) in Monat 36 weiterhin unter den Ausgangswerten. Weight Cycler und Nicht-Cycler unterscheiden sich nicht bezüglich metabolischer Parameter und Gewichtsverlauf.

Schlussfolgerung: Auch langfristig sind positive Auswirkungen der Lebensstilintervention festzustellen, metabolische Risikoparameter bleiben trotz Gewichtszunahme reduziert. Eine vorbestehende Neigung zu Weight Cycling scheint den Programmerfolg nicht zu beeinträchtigen. Langfristig angelegte strukturierte Nachsorgeangebote sollten dringend entwickelt und evaluiert werden.