Aktuelle Ernährungsmedizin 2015; 40 - O2_8
DOI: 10.1055/s-0035-1550178

Die erste interdisziplinäre Tracheostoma-Fachambulanz in Österreich

MM Wetzinger 1, M Ranta 2
  • 1Landeskrankenhaus Feldkirch, Diaetologie
  • 2Landeskrankenhaus Feldkirch, Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie

Einleitung: Patienten mit einem Tracheostoma stellen komplexe Anforderungen in der adäquaten Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln, auch ist die Ernährungssituation oftmals nicht zufriedenstellend. Um die Betreuung dieses speziellen Patientenkollektivs zu verbessern wurde im November 2012 eine interdisziplinäre Tracheostoma-Fachambulanz am Landeskrankenhaus Feldkirch eingerichtet, in der Patienten von einer HNO-Fachärztin, einer Logopädin, einer diplomierten Pflegefachkraft und einer Diaetologin gemeinsam versorgt werden.

Methoden: Im Zeitraum bis Dezember 2014 wurden 61 Patienten (51 Männer, 9 Frauen, 1 Kind) diaetologisch betreut. Dafür wurde ein diaetologisches Tracheostoma-Assessment entwickelt, welches auch der Dokumentation und Verlaufskontrolle dient. Es umfasst neben dem von ESPEN empfohlenen Screening-Tool NRS-2002 nach Kondrup J. et al. [1], Parameter des ernährungsmedizinischen Status, Information über Art der Nahrungsaufnahme, ernährungsrelevante Probleme, Diagnosen und Behandlungsstatus.

Ergebnisse: Beim Erstkontakt lag das mittlere Körpergewicht bei 68,33 kg (R: 22 – 119,45), entspricht BMI 24,37 (R: 15,7 – 48,5). Laut Ergebnisse des ernährungsmedizinischen Screenings mittels NRS-2002 liegt bei 26 Personen (42,62%) bereits bei Erstkontakt ein Ernährungsrisiko (NRS-2002-Score ≥3 Punkte) vor.

Hauptinhalte der diaetologischen Beratung und Ernährungstherapie waren die Kalorieneinschätzung, Anpassung von Sondennahrung, Energieanreicherung durch Einsatz natürlicher Lebensmittel, Konsistenz-Anpassung, Eiweißanreicherung mittels konventioneller Nahrungsmittel, Einsatz von oralen Supplementen sowie der „Sondenaufbau“.

24 Personen (38,1%) nehmen oral Nahrung auf, gefolgt von 17 Patienten (27%) die sich mittels PEG ernähren. Den Einsatz von ergänzender (par-)enteraler Ernährung nutzen 13 (20,6%). 9 Personen (14,3%) werden bei Erstkontakt über Nasogastralsonde ernährt.

Schlussfolgerung: Die Einbindung der Abteilung für Diaetologie gewährleistete eine Optimierung der Ernährungsversorgung für stationäre Patienten und eine an die individuellen Bedürfnisse angepasste Verordnung von Sonden- und Trinknahrung für ambulante Patienten.

Literatur: [1] Kondrup J. et al., Clinical Nutrition 2003; 22: 415 – 421