Aktuelle Ernährungsmedizin 2015; 40 - O2_7
DOI: 10.1055/s-0035-1550177

Selen-Bestimmung bei Patienten mit einem lokalisierten Prostatakarzinom

I Thederan 1, B Jark 1, P Tennstedt 1, H Heinzer 1
  • 1Martini-Klinik am UKE, Hamburg

Einleitung: Erniedrigte Selenspiegel korrelierten in verschiedenen Studien mit aggressiven Prostatakarzinomen (PCa). In der amerikanischen SELECT-Studie wurden bei ca. 35.000 Patienten die Selenwerte untersucht. Der mittlere Basiswert lag hier zu Beginn der Studie bei 136 ug/l (Klein EA et al., 2008). Unter Selensubstitution konnte kein Einfluss auf die Entstehung eines PCa's gezeigt werden und der Zusammenhang der Selenversorgung und Prostatakarzinomen schien damit widerlegt. Ziel unserer Untersuchung war es, die Ergebnisse aus der SELECT-Studie bei deutschen Patienten mit lokalisierten PCa's vor radikaler Prostatektomie (RRP) zu überprüfen. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, der geringen Selenversorgung durch die relative Selenarmut der Böden in Deutschland.

Methode: Wir untersuchten im Zeitraum von Oktober 2014 bis Februar 2015 bei Patienten aus dem gesamten Bundesgebiet mit einem lokalisierten PCa und geplanter RRP die Nüchternwerte des Serum-Selens (n = 300) und es wurden die prä- und postoperativen Tumorparameter erhoben.

Ergebnisse: Die mittleren Selenwerte lagen bei 65,1 ug/l und sind damit mehr als 50% niedriger im Vergleich zu den Basiswerten zu Beginn der SELECT-Studie. Es konnte keine Korrelation zu den präoperativen Tumorwerten, wie Gleasongrad der Prostatabiopsien oder PSA, sowie zu den postoperativen pathologischen Befunden nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung: Es konnten kein Zusammenhang zwischen den Parametern des PCa's und den Selen-Spiegeln gefunden werden. Die deutlich niedrigeren Selenspiegel im Vergleich zur SELECT-Kohorte lassen eine Schlussfolgerung über die Auswirkungen einer Selensubstitution bei unseren Patienten unserer Meinung nicht zu. Dies sollte in einer großen europäischen Studie prospektiv und randomisiert geklärt werden.

Es bestehen keine Interessenskonflikte und die Untersuchung war nicht gesponsert.