Aktuelle Ernährungsmedizin 2015; 40 - O2_2
DOI: 10.1055/s-0035-1550172

Zusammenhang zwischen Muskeldicke und Flüssigkeitsbilanz bei herzthoraxchirurgischen Intensivpatienten nach Elektrostimulation (Catastim2)

A Fischer 1, K Altmann 2, A Salamon 2, M Spiegl 2, A Winkler 2, A Schiferer 1, EM Strasser 3, T Paternostro-Sluga 4, M Hiesmayr 1
  • 1Medizinische Universität Wien, Klinische Abteilung für Herz-Thorax-Gefäßchirurgische Anästhesie und Intensivmedizin
  • 2Medizinische Universität Wien
  • 3Kaiser Franz Joseph Spital Wien, Abteilung für Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation
  • 4Donauspital Wien, Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation

Hintergrund: Intensive care unit-acquired weakness (ICUAW) betrifft 25 – 33% der Patienten mit mechanischer Beatmung über 4 bis 7 Tage [1]. Der Verlust von Muskeldicke korreliert mit der Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation und ist vor allem in den ersten 2 Wochen auf der Intensivstation hoch. Mittels Muskelultraschall kann der Muskelabbau so früh wie möglich bei noch sedierten Intensivpatiententen gemessen werden. Der Einfluss der Flüssigkeitsbilanz auf die mittels Ultraschall gemessene Muskeldicke ist unklar. Ziel dieser Studie war es festzustellen, ob die Flüssigkeitsbilanz die Messung der Muskeldicke bei herzthoraxchirurgischen Intensivpatienten beeinflusst.

Methoden: Die prospektive randomisiert kontrollierte geblindete Studie Catastim2 untersuchte 54 Patienten (27 Patienten in der Elektrostimulationsgruppe, 27 Patienten in der Kontrollgruppe). Die Muskeldicke der vorderen Oberschenkelmuskulatur wurde ab dem 1. postoperativen Tag jeden 2. Tag auf der Intensivstation bis zur Entlassung von der Intensivstation (bis zu maximal 14 Tagen) gemessen.

Ergebnisse und Diskussion: Für die Gesamtpopulation besteht während den ersten 3 postoperativen Tagen eine positive Korrelation zwischen Veränderung der Muskeldicke und kumulativer Flüssigkeitsbilanz (r = 0,43, P = 0,01). In einem multivariaten Modell, wo der Zeitablauf des gesamten Aufenthaltes auf der Intensivstation berücksichtigt wird, lässt sich dieser Effekt für die Gesamtpopulation nicht nachweisen.

Abb. 1: Beziehung zwischen Veränderung der Muskeldicke und kumulativer Flüssigkeitsbilanz bis zum 3. postoperativen Tag in beiden Gruppen:in der Elektrostimulationsgruppe: r = 0,42, P = 0,06in der Kontrollgruppe: r = 0,39, P = 0,09

Schlussfolgerung: Die Ultraschallmessung der Muskeldicke wird bis zum 3. postoperativen Tag durch die Flüssigkeitsbilanz beeinträchtigt. Flüssigkeitsbilanzen sollten bei ultraschallgestützen Muskeldickenmessungen in der frühen postoperativen Phase, wo es zu peripheren Ödemen kommt, als Einflussvariable berücksichtigt werden.

Literatur: [1] Nicola Latronico and Charles F. Bolton. Critical illness polyneuropathy and myopathy: a major cause of muscle weakness and paralysis. The Lancet Neurology, 10(10):931 – 941, 2011.