Aktuelle Ernährungsmedizin 2015; 40 - O1_5
DOI: 10.1055/s-0035-1550167

Eine zunehmende Anzahl Erkrankungen bei multimorbiden Seniorinnen ist positiv mit dem Ruheenergieumsatz assoziiert

A Nagel 1, M Neuhäuser-Berthold 1
  • 1Institut für Ernährungswissenschaft, Justus-Liebig-Universität Gießen

Fragestellung: Im Rahmen der Gießener Senioren Langzeitstudie (GISELA) wird die Auswirkung eines Anstiegs an Erkrankungen auf die Entwicklung des Ruheenergieumsatzes (REU) im Verlauf von zehn Jahren bei anfänglich gesunden und multimorbiden Seniorinnen vergleichend untersucht.

Methoden: Im Zeitraum 1994 – 2012 haben 180 Frauen an bis zu fünf Follow-ups teilgenommen (Minimum: Basiserhebung und letztes Follow-up nach zehn Jahren). Die Seniorinnen wurden nach Ihrem Erkrankungsstatus bei der Basiserhebung eingeteilt in Gesund (n = 79; Basiserhebung: 60 – 81 Jahre, BMI 19 – 37 kg/m2, Anzahl Erkrankungen 0 – 2 Median: 2) und Multimorbid (n = 101; 60 – 86 Jahre, BMI 18 – 43 kg/m2, Anzahl Erkrankungen 3 – 11, Median: 5). Multimorbidität wurde definiert als das gleichzeitige Auftreten von mindestens drei diagnostizierten Erkrankungen, welche mittels eines Fragebogens erhoben wurden. Es wurden 24 chronische Erkrankungen einbezogen. Der REU wurde mittels indirekter Kalorimetrie, die fettfreie Masse (FFM) und Fettmasse (FM) mittels bioelektrischer Impedanzanalyse erhoben. Der Vergleich zwischen den Subkollektiven erfolgte mit dem Mann-Whitney U-Test; für die longitudinale Untersuchung wurde das lineare gemischte Modell in SPSS verwendet.

Ergebnisse: Bei der Basiserhebung liegt kein signifikanter Unterschied zwischen den Subkollektiven Gesund und Multimorbid für REU, BMI, Taillenumfang, FFM und FM vor, während das Subkollektiv Multimorbid im Median ein Jahr älter ist (p = 0,014). Ausgehend vom Median der Basiserhebung (5645 kJ/d) verändert sich der REU, adjustiert um Alter, FFM, FM und Taillenumfang durch eine Neuerkrankung signifikant um 31 kJ/d im Subkollektiv Multimorbid, aber nicht bei den anfänglich gesunden Seniorinnen. Dabei liegt kein signifikanter Unterschied zwischen der Anzahl neuer Erkrankungen bis zum letzten Follow-up zwischen den Subkollektiven vor.

Schlussfolgerung: Bei vorliegender Multimorbidität ist das Auftreten weiterer Erkrankungen in den Folgejahren positiv mit dem REU assoziiert, unabhängig von Alter, Körperzusammensetzung und Taillenumfang.