Klinische Neurophysiologie 2015; 46(02): 96
DOI: 10.1055/s-0035-1549898
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Neurochirurgie – Handbuch für die Weiterbildung und interdisziplinäres Nachschlagewerk

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Publication Date:
30 June 2015 (online)

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Der 2. Auflage ist es erneut gelungen, die aktuell führenden Fachvertreter der deutschsprachigen Neurochirurgie dazu zu gewinnen, ihren jeweiligen Spezialbereich vorzustellen. Dabei wurden die relevanten Entwicklungen der letzten Jahre in den Bereichen Diagnostik und Therapie durchgehend anhand von aktualisierter wissenschaftlicher Evidenz eingearbeitet. Das Buch ist somit sowohl für Kollegen aus benachbarten Fachbereichen sowie auch für erfahrene Neurochirurgen wertvoll. Dennoch: die Kernzielgruppen bleiben Studierende ebenso wie sich auf die Facharztprüfung vorbereitende Assistenzärzte. Gerade für diese Leserschaft werden als sehr sinnvolles und zeitgemäßes Zusatzmaterial „Online-Refresher-Fragen“ angeboten. Die Fragen sind allesamt verständlich formuliert und ermöglichen es, das soeben durchgearbeitete Lehrmaterial nochmals zu reflektieren. Obwohl oder gerade weil sich das Vorwort letztlich nicht ganz sicher scheint, ob man die Neurochirurgie nun eher als ein „klinisch sehr bedeutendes“ oder eher „quantitativ kleines“ Fach bezeichnen sollte, wird Wert darauf gelegt, das gesamte Ausbildungsspektrum zu präsentieren. Bemerkenswert ist dabei die thematische Ausgewogenheit, die unter anderem dadurch gelingt, dass darauf verzichtet wurde, den im klinischen Alltag dominanten Bereichen der intrakraniellen Tumore und der degenerativ veränderten Wirbelsäule innerhalb dieses Lehrbuches Hauptrollen zuzuteilen. Ebenso wurde darauf geachtet, dass auch spezielleren Themen, wie z. B. Elektrophysiologie, Neuropsychologie und Rehabilitation, ausreichend Platz gewährt wird. Der Leser wird in mehreren Passagen zum Blick über den Tellerrand hinaus eingeladen mit eigenständigen Kapiteln zu Themen wie ökonomische versus humanitäre Standards oder Niederlassung und Praxismanagement. Es ist auch einiges an Diskussion geboten, z. B. bei der Beantwortung der Gretchenfrage, ob man ein rupturiertes Aneurysma nun eher coilen oder clippen sollte. Im Sinne der Interdisziplinarität kommen hier sowohl Neurointerventionalisten als auch Neurochirurgen zu Wort, um die aktuelle Studienlage im Detail und anschaulich zu interpretieren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es diesem Lehrbuch mühelos gelingt, seinem eigenen Anspruch gerecht zu werden, „lebensnah und -praktisch“ zu sein.

Julius Dengler, Berlin