Diabetologie und Stoffwechsel 2015; 10 - P285
DOI: 10.1055/s-0035-1549791

Sinkende Lysophospholipidkonzentrationen begleiten die Aktivierung inflammatorischer Prozesse während einer Hochfettdiät in der NUGAT-(NUtriGenomics Analysis in Twins)-Studie

T Frahnow 1, MA Osterhoff 1, 2, AC Seltmann 1, S Sales 3, JL Sampaio 3, S Hornemann 1, M Kruse 1, AFH Pfeiffer 1, 2
  • 1Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), Klinische Ernährung, Nuthetal, Germany
  • 2Charite Universitätsmedizin, Endokrinologie, Diabetes und Ernährung, Berlin, Germany
  • 3Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik, Dresden, Germany

Fragestellung: Obwohl der Einfluss gesättigter Fettsäuren auf den menschlichen Metabolismus noch nicht hinreichend geklärt ist und aktuelle epidemiologische Studien keine Verbindung zu metabolischen Erkrankungen nachweisen konnten, gilt die übermäßige Aufnahme gemeinhin als ungesund. Mithilfe einer detaillierteren Lipidom-Analyse sollte der Einfluss einer höheren Fettaufnahme unter isokalorischen Bedingungen genauer untersucht werden.

Methodik: In der NUGAT-Studie durchliefen 46 gesunde Zwillingspaare zwei isokalorische Ernährungsinterventionen. Auf eine sechswöchige kohlenhydratreiche, fettarme Diät, die zur Standardisierung des Ernährungsverhaltens genutzt wurde, folgte eine sechswöchige kohlenhydratarme Hochfett-Diät. Nach sechs Wochen fettarmer (LF), einer Woche fettreicher (HF1) und sechs Wochen fettreicher Diät (HF6) wurde die metabolische Antwort der Zwillinge untersucht. Für ein detailliertes Lipidom-Profil wurden unter anderen 20 Lysophospholipide gemessen und sowohl miteinander als auch mit Biomarkern aus Blut und subkutanem Fettgewebe hinsichtlich ihrer Assoziationen/Korrelationen miteinander analysiert.

Ergebnisse: Die Lysophosphatidylcholine (LPC) und -ethanolamine (LPE) zeigten nicht nur eine starke Interaktion innerhalb und zwischen ihren Klassen, sondern ihre Konzentrationen sanken über die sechswöchige Hochfettdiät stetig und signifikant (LPC -55%, LPE -73%) ab. Andere Lipidklassen (z.B. Etherlipide) reagierten deutlich adaptiver auf die Ernährungsumstellung. Darüber hinaus konnten die Lysophospholipide mit pro- und antiinflammatorischen Stoffwechselwegen in Verbindung gebracht werden, wobei insbesondere die LPCs, deren Fettsäure eine ungerade Anzahl an Kohlenstoffatomen hat, negativ mit Biomarkern des Immunsystems korrelierten. Überraschenderweise spielten die Toll-like-Rezeptoren dabei eine untergeordnete Rolle.

Schlussfolgerungen: Die Reduktion der Lysophospholipide schien die Aktivierung des Immunsystems ebenso wie verstärkte inflammatorische Prozesse zu begleiten. Dies geschah scheinbar unabhängig von den bekannten inflammatorischen TLR4-abhängigen Signalwegen und gab Hinweise auf eine möglicherweise direkte Einwirkung der gesättigten Fette.