Diabetologie und Stoffwechsel 2015; 10 - P271
DOI: 10.1055/s-0035-1549777

Assoziierte Faktoren bei Diabetes mellitus Typ 1 und Necrobiosis lipoidica – eine retrospektive Multicenteranalyse

E Hammer 1, E Bollow 2, E Gens 3, D Schmidt 4, RW Holl 2
  • 1Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Pädiatrie, Hamburg, Germany
  • 2Universitätsklinikum Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, Ulm, Germany
  • 3Klinikum Karlsburg, Klinik für Diabetes und Stoffwechselerkrankungen, Karlsburg, Germany
  • 4Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck, Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Lübeck, Germany

Fragestellung: Die Ätiologie der Necrobiosis lipoidica (NL) ist ungeklärt, in ca. 90% besteht ein Diabetes mellitus. Die aktuelle Studie nutzt Daten der Diabetes Patienten Verlaufsdokumentation (DPV), an der 406 Zentren in Deutschland und Österreich teilnehmen. Wir vergleichen Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 (T1DM) mit/ohne NL unter anderem hinsichtlich Stoffwechsel- und immunologischer Parameter.

Methodik: 1995 bis März 2014 wurden in der DPV Datenbank 64133 Patienten mit T1DM zwischen 0 und 25 Jahren registriert. Bei 161 davon wurde eine NL dokumentiert. Die Daten wurden durch multivariable Regressionsanalyse untersucht zur Adjustierung für Alter, Geschlecht, Diabetesdauer und Behandlungsjahr.

Ergebnisse: Patienten mit T1DM und NL haben eine schlechtere diabetische Stoffwechseleinstellung im Vergleich zu Patienten mit T1DM allein (HbA1c 8,59% [7,51 – 10,00%] vs. 7,93% [7,07 – 9,14%]; p = 0,0004). Die Diabetesdauer bei Patienten mit T1DM und NL ist länger (6,24 Jahre [3,28 – 9,97] vs. 5,11 Jahre [2,08 – 8,83]; p = 0,013). Ein Unterschied zwischen beiden Gruppen hinsichtlich der Häufigkeit von Mikroalbuminurie und Retinopathie zeigte sich nicht. Eine Zöliakie ist häufiger bei Patienten mit T1DM und NL als bei T1DM allein (3,4 vs. 1,0% [p = 0,0035]). Erhöhte Schilddrüsenautoantiköper wurden bei 32,0% der Patienten mit T1DM plus NL und bei 18,5% der Vergleichspatienten dokumentiert (p = 0,0511). Rauchen ist mit einer NL assoziiert (35,1% vs. 17,2%, p < 0,0001), der BMI SDS jedoch nicht. Patienten mit T1DM und NL wenden tendenziell seltener Insulinanaloga an, diesbezüglich waren die Ergebnisse jedoch nicht signifikant.

Schlussfolgerungen: Eine suboptimale diabetische Stoffwechseleinstellung korreliert mit einer NL, ebenso Nikotinabusus. Da die Häufigkeit mikrovaskulärer Folgeerkrankungen nicht mit einer NL assoziiert ist, postulieren wir unterschiedliche pathogenetische Prozesse.