Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - P26
DOI: 10.1055/s-0035-1548722

Präeklampsie: Klinische Charakterisierung und neonatales Outcome

VY Leidner 1, F Markfeld-Erol 1, H Prömpeler 1, M Reinhard 1, W Janzarik 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Neuropädiatrie, Freiburg, Deutschland

Einleitung:

Die Präeklampsie ist eine schwangerschaftsinduzierte Erkrankung mit arterieller Hypertonie und Proteinurie nach der 20. Schwangerschaftswoche und tritt in ca. 5% aller Schwangerschaften auf. Bei der Präeklampsie handelt es sich um eine systemische Erkrankung, so dass Komplikationen an allen Organsystemen auftreten können. Eine Sonderform stellt das HELLP-Syndrom (hemolysis, elevated liver enzymes, low platelets) dar, bei dem häufig eine rasche Entbindung indiziert ist. Trotz mittlerweile fortgeschrittenen Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten stellen diverse Komplikationen im Rahmen einer Präeklampsie noch immer ein erhebliches Problem für das maternale und fetale Outcome dar. Bislang gibt es nur wenige Daten dazu, wie sich mütterliche Parameter auf das neonatale Outcome auswirken.

Methoden:

Wir führten eine retrospektive Auswertung der demographischen und klinischen Daten von allen Patientinnen mit Präeklampsie bzw. HELLP-Syndrom und ihren Neugeborenen durch, die in den Jahren 2009 – 2013 in der Universitätsklinik Freiburg entbunden haben.

Ergebnisse:

Ausgewertet wurden die Daten von insgesamt 294 Frauen und 336 Kindern. Hiervon hatten 108 Frauen eine frühe Präeklampsie (< 34. SSW), 186 eine späte Präeklampsie (> 34. SSW) und 108 davon erfüllten die Kriterien eines HELLP-Syndrom. Bei 51 der Patientinnen wurde die frühe Präeklampsie kompliziert durch ein HELLP-Syndrom (47,2%). Bei 57 der Patientinnen mit später Präeklampsie wurde ein HELLP-Syndrom diagnostiziert (30,6%). Das Durchschnittsalter der Mütter mit früher Präeklampsie betrug 31,49 Jahre. Das Durchschnittsalter der Mütter mit später Präeklampsie lag bei 31,5 Jahren. 29 von 57 (50,9%) aller Mütter mit früher Präeklampsie, 68 von 129 (52,7%) mit später Präeklampsie und 38 von 104 (36,5%) mit HELLP-Syndrom hatten einen BMI über 30. 10 von 57 (17,5%) aller Mütter mit früher Präeklampsie, 11 von 129 (8,5%) mit später Präeklampsie und 7 von 104 (6,7%) mit HELLP-Syndrom hatten eine Hormonbehandlung, eine ICSI- oder IVF-Therapie der Schwangerschaft vorangehend. 70 von 71 (98,6%) aller Neugeborenen bei früher Präeklampsie, 40 von 149 (26,8%) bei später Präeklampsie und 79 von 108 (68,1%) bei HELLP-Syndrom wurden postpartal auf die Intensivstation verlegt. Das durchschnittliche Geburtsgewicht der Neugeborenen bei früher Präeklampsie betrug 1434 g, bei später Präeklampsie 2933 g und bei HELLP-Syndrom 2091 g. 23 von 71 (32,4%) aller Neugeborenen bei früher Präeklampsie, 15 von 149 (10,1%) bei später Präeklampsie und 21 von 108 (19,4%) bei HELLP-Syndrom wiesen ein SGA auf. 5 von 71 (7,0%) aller Neugeborenen bei früher Präeklampsie, 2 von 149 (1,3%) bei später Präeklampsie und 6 von 108 (5,6%) bei HELLP-Syndrom hatten einen 5'-APGAR-Wert von unter 6.

Schlussfolgerung:

Eine erste Analyse der klinischen und demographischen Daten zeigte klinische Unterschiede zwischen Frauen mit früher und später Präeklampsie hinsichtlich der Risikofaktoren und des BMIs. Durch die größere Unreife der Kinder bei früher Präeklampsie ergeben sich mehr neonatale Komplikationen und eine längere Intensivpflichtigkeit der Kinder als bei späterer Manifestation der Präeklampsie. Es zeigte sich jedoch auch unabhängig von der SSW eine deutlich erhöhte Rate von Kindern mit SGA bei Patientinnen mit früher vs. später Präeklampsie.