Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - P08
DOI: 10.1055/s-0035-1548704

Kortisontherapie beim HELLP Syndrom – Eine retrospektive Analyse eines Therapiekonzepts mit hochdosiertem Prednisolon

I Lakovschek 1, C Barthel 1, B Csapo 1, V Kolovetsiou-Kreiner 1, K Mayer-Pickel 1, C Stern 1, U Lang 1, M Cervar-Zivkovic 1
  • 1Medizinische Universität Graz, Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie, Graz, Österreich

Einleitung:

Aufgrund der bisher vermehrt positiven Datenlage zur Kortikosteridtherapie bezogen auf den Ausgang der Schwangerschaft beim HELLP Syndrom, wurde an unserer Abteilung 2006 das therapeutische Konzept hochdosierter Kortikosteroidtherapie eingeführt. Zur Evaluierung dieser Therapie haben wir die HELLP Syndrom Fälle der letzten 8 Jahre ausgewertet.

Methoden:

In einer retrospektiven Studie wurden alle HELLP Syndrom Patientinnen zwischen 2005 und 2013 hinsichtlich Kortikosteroidtherapie ausgewertet und dabei die maternale und perinatale Morbidität untersucht. Als statistische Analyseverfahren wurden deskriptive und analytische statistische Verfahren angewendet. Ein p- Wert von weniger als 0,05 wurde als signifikant angesehen.

Ergebnisse:

Insgesamt gab es in dem genannten Zeitraum n = 77 Schwangerschaften die durch ein HELLP-Syndrom verkompliziert waren. Bei der Auswertung dieser Fälle konnten 3 Gruppen identifiziert werden: 1. PRED-Gruppe: 0,5 – 1 g Prednisolon verabreicht ein bis drei Mal; entsprechend der derzeitigen klinikinternen Standardtherapie (n = 48, 62,3%), 2. NO-Gruppe: keine Kortikosteroide (n = 17, 22,1%) und 3. MIX-Gruppe erhielten mehr als drei Dosen und verschiedene Arten von Kortikosteroiden (n = 12, 15,6%). Wir konnten eine Tendenz (n.s.) zu kürzeren Krankenhaus- und Intensivaufenthalt, sowie eine verringerte Inzidenz der Kaiserschnittrate und erhöhte Rate an abgeschlossenen Lungenreifezyklen in der PRED-Gruppe identifizieren, ohne Unterschiede in der perinatalen Morbidität.

Schlussfolgerung:

Die Verwendung von hochdosierten Kortikosteroiden, vor allem von solchen mit geringer Plazentagängigkeit, scheint von Vorteil für das maternale und das kindliche Outcome zu sein, wobei weitere prospektive Studien zur genauen Beurteilung dieses Therapiekonzeptes folgen müssen.