Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - V14
DOI: 10.1055/s-0035-1548689

Die unreife Thrombozytenkonzentration (IPF) in der Schwangerschaft – Normalwerte und serieller Verlauf

A Jank 1, U Ratsch 1, W Schaarschmidt 1, T Drogies 2, J Kratzsch 2, H Stepan 1
  • 1Universitätsklinik Leipzig, Abteilung für Geburtsmedizin, Leipzig, Deutschland
  • 2Universitätsklinik Leipzig, Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik, Leipzig, Deutschland

Einleitung:

Der unreife Anteil an Thrombozyten (immature platelet fraction-IPF), die noch RNA intrakorpuskulär enthalten, ist im Routinelabor im peripheren Blut messbar. Dieser Parameter kann nach massivem Verlust im Rahmen von Knochenmarkssupressionen oder bei Thrombozytenverbrauch beispielsweise nach Sepsis die Regeneration der Thrombozytenfunktion überwachen. Wie kürzlich gezeigt wurde, ist die Bestimmung der IPF auch im Hinblick auf Schwangerschaften (SS), die durch Präeklampsie kompliziert werden, sinnvoll. Wir konnten in der Vergangenheit ebenfalls Unterschiede in der IPF von physiologischen Schwangerschaften gegenüber Schwangerschaften mit Präeklampsie und HELLP-Syndrom zeigen. Allerdings existieren keine Normwerte der IPF in der Schwangerschaft und im Schwangerschaftsverlauf.

Patientinnenkollektiv:

In der hier vorliegenden Studie wurden prospektiv sequentiell an aktuell 19 unauffälligen Schwangerschaften zwischen 20 – 40 Schwangerschaftswochen nach Zustimmung der Ethikkommission die IPF bestimmt. Zudem wurde in einem weiteren Kollektiv IPF-Bestimmungen punktuell im Gestationsalter 20+0 – 40+0 SSW bestimmt.

Ergebnisse:

Die IPF nimmt im Gestationsverlauf zu. Finden sich im frühen Gestationsalter Werte vorwiegend unter 5%, so steigt der unreife Thrombozytenanteil im Mittel an. In der grafischen Darstellung ist dieser Trend der Medianwerte nachvollziehbar (Abb. 1). Die seriellen Messungen können diesen Trend bestätigen (Abb. 2 und 3).

Abb. 1: Boxplot der IPF-Bestimmungen in %.

Abb. 2: IPF in % bei seriell gemessenen Patientinnen

Abb. 3: IPF Mittelwert der seriell gemessenen Patientinnen mit bekanntem outcome in %

Diskussion:

Die hier vorliegende Studie zeigt erstmalig prospektiv erhobene Normalwerte der IPF von physiologischen Schwangerschaften im Gestationsalter von 20 – 40 SSW. Die Werte können als Vergleichswerte für Schwangerschaften mit HELLP-Syndrom, Präeklampsie aber auch für Schwangerschaften mit anderen Thrombozytopathien herangezogen werden. Es ist zudem zu prüfen, ob die IPF als Prognoseparameter im klinischen Verlauf eingesetzt werden kann, der eine zuverlässigere Überwachung der Rückbildung bzw. der Therapie bei hypertensiven SS-Erkrankungen ermöglicht.