Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - V04
DOI: 10.1055/s-0035-1548679

Erfahrungen mit den Angiogenesemarkern sFlt-1, PLGF und dem sFlt-1/PLGF-Quotienten in der Labor-Diagnostik

U Sancken 1
  • 1Bioscientia, Humangenetik, Ingelheim, Deutschland

Nach vierjähriger Anwendung der Präeklampsiediagnostik auf Basis von Angiogenesemarkern und mehr als 3000 sFlt-1/PLGF-Analysen können wir ein erstes Fazit über die Zweckmäßigkeit und den medizinischen Nutzen dieser Laboruntersuchung ziehen.

  • Im einem klinisch-geburtshilflichen Setting unterstützt die einmalige sFlt-1/PLGF-Analyse bei klassischem Kontext (Doppler, CTG) hochsensitiv die Beurteilung einer Patientin mit Verdacht auf beginnende Präeklampsie/HELLP-Syndrom und IUGR.

  • Im Setting einer gynäkologisch oder pränatal ausgerichteten Niedergelassenenpraxis genügt die einmalige sFlt-1/PLGF-Analyse aufgrund zu geringer Sensitivität nicht den Anforderungen an eine zuverlässige Diagnostik. Erst die Analyse des sFlt-1/PLGF-Verlaufs erlaubt eine hochsensitive Beurteilung der Entstehung oder Nichtentstehung einer Präeklampsie.

  • Der sFlt-1/PLGF-Quotient ist ein inkonstanter und damit kein optimaler Diagnoseparameter. Das Verhältnis der beiden Angiogenesemarker zueinander verändert sich nicht nur im Falle einer bevorstehenden Präeklampsie, sondern auch im natürlichen Verlauf einer nicht betroffenen Schwangerschaft. Eine mathematische Anpassung (Normalisierung) dieser Verhältniszahl sollte dringend von statistisch versierten Fachleuten vorgenommen werden.

  • Zum besseren Verständnis der Zunahme eines sFlt-1/PLGF-Quotienten ist es hilfreich zu wissen, ob dafür eher das antiangiogene sFlt-1 oder das proangiogene PLGF verantwortlich ist. Ein diagnostischer Befund sollte daher neben der Angabe des Quotienten immer auch die MoM-Werte der Einzelparameter enthalten.