Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - Thrombophilie
DOI: 10.1055/s-0035-1548675

Faktor V Polymorphismen und ihre Auswirkungen auf die APC Resistenz

F Prüller 1, EC Weiss 1, M Cervar-Zivkovic 1
  • 1Medizinische Universität Graz, Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie, Graz, Österreich

Bei Verwendung von neuen, funktionellen, kostengünstigen APC Resistenz Testsystemen korreliert das Ergebnis sehr gut mit dem Genotyp des klassischen Faktor V Leiden Polymorphismus.

Diese Mutation ist für die verzögerte Inaktivierung des aktivierten Faktors V verantwortlich und ist daher mit einem erhöhten Thrombembolierisiko vergesellschaftet. In der klinischen Routine und in der Literatur beschrieben zeigt sich bei APCR Testergebnissen, die einem homozygoten Faktor V Leiden Genotyp entsprächen, tatsächlich aber nur heterozygot für Faktor V Leiden getestet werden, ein deutlich höheres Thrombembolierisiko wie bei homozygoten AnlageträgerInnen. Dieses Phänomen wird in der Literatur als Pseudo-Homozygotie beschrieben.

Gelegentlich werden aber auch normale APC Resistenzkonstellationen beobachtet, die mit dem genetischen Testergebnis (Factor V Leiden heterozygot) in deutlichem Widerspruch stehen und meist als labordiagnostische Fehler abgetan werden.

Mittlerweile konnte diese widersprüchliche Konstellation, ein normales APC Resistenzergebnis in Kombination mit einer heterozygoten Faktor V Leiden Mutation, im Sinne eines Pseudo-Wild-Typs interpretiert werden (B JH 2013).

Beide „Pseudo“-Konstellationen benötigen das Vorhandensein einer zweiten heterozygoten Mutation im Faktor V Gen, die eine Proteinbildungsstörung zur Folge hat und phänotypisch mit einem klinisch, irrelevanten, mittelgradigen Faktor V Mangel einhergeht.

In Abhängigkeit der Positionen der Faktor V Leiden und der zusätzlichen Mutationen (cis; trans) führt dies zu den bekannten hoch-pathologischen APC Resistenzmessungen bzw. zu den nun erklärbaren unauffälligen APC Resistenzmessungen mit nicht erhöhtem Thrombembolierisko.

Als Konsequenz für die Verschreibungspraxis von hormonellen Kontrazeptiva sollte primär eine APC Resistenz Bestimmung ausreichen (NEJM 2014). Bei Durchführung nur einer genetischen Faktor V Leiden Mutationsuntersuchung wird eventuell von einer oralen Kontrazeption abgeraten und im Falle einer Schwangerschaft während der gesamten Schwangerschaft und im Wochenbett niedermolekulares Heparin verordnet, obwohl keine pathologische APC Resistenz nachweisbar ist.

BJH 2013; A novel factor V mutation causes a normal activated protein C ratio despite the presence of a heterozygous F5 R506Q (factor V Leiden) mutation. Prüller et al.; PMID: 23957718

NEJM 2014; Activated protein C resistance assay and factor V Leiden. Prüller et al.;

PMID: 25119624