Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A21
DOI: 10.1055/s-0035-1548621

Prädiktoren für intraoperative und postoperative Nachresektion bei brusterhaltender Therapie eines Mammakarzinoms

S Schneuber 1, P Reif 1, 2, V Bjelic-Radisic 1, J Haas 1, A Berger 2, K Tamussino 1, HS Scholz 2, E Petru 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Univerität Graz, Auenbruggerplatz 14, A-8036 Graz, Österreich
  • 2Abteilung für Chirurgie, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Marschallgasse 12, 8020 Graz, Österreich

Fragestellung: Bei bis zu 60% aller Patientinnen mit Mammakarzinom ist bei brusterhaltender Therapie eine sekundäre Nachresektion in einer 2. Sitzung notwendig. Eine weitere chirurgische Therapie bedeutet eine psychische Belastung für die Patientin und eine Verzögerung der adjuvanten Therapie. Wir haben patientenassoziierte und tumorassoziierte Faktoren, welche gehäuft mit einer Nachresektion verbunden waren, untersucht.

Methode: In diese retrospektive Studie wurden 370 Patientinnen mit einseitigem, invasivem Mammakarzinom inkludiert, welche zwischen 1997 und 2007 an der UFK Graz und im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Graz therapiert wurden. Wir untersuchten die Korrelation zwischen der Nachresektionsrate/Mastektomierate und folgenden Faktoren: Alter, Tumor-Lokalisation, Tumorgröße (klinisch, mammographisch und sonographisch), Auftreten von pathologisch vergrößerten Lymphknoten, präoperativer Biopsie, präoperativer Markierung, TNM-Klassifikation, Grading, Östrogen- und Progesteron Rezeptoren, Her-2/neu-Status und dem konkomitanten Auftreten einer präinvasiven Komponente. Eine Nachresektion wurde bei positiven Resektionsrändern durchgeführt, welche als > 5 mm bei Carcinoma in situ-Komponente und invasivem Karzinom definiert waren.

Ergebnisse: Eine Nachresektion wurde bei 188 Patientinnen (51%) durchgeführt, davon 128 (35%) Nachresektionen im Rahmen der Primäroperation aufgrund des intraoperativen Schnellschnitts. Bei 50 Patientinnen (14%) wurde 1 Nachresektion im Rahmen eines weiteren operativen Eingriffs und bei 2 Patientinnen (1%) 2 postoperative Nachresektionen durchgeführt. Bei 12% war eine Mastektomie notwendig. Der Grund für die Nachresektion war eine inkomplette Resektion der invasiven Komponente bei 66 Patientinnen (35%), der Carcinoma in situ-Komponente bei 32 Patientinnen (17%) und beider Komponenten bei 28 Patientinnen (15%).

Die multivariate Analyse zeigte eine signifikante Korrelation zwischen der Nachresektionsrate und multifokalem Mammakarzinom (p = 0,013), kleiner mammographischer Tumorgröße (p = 0,015), nicht palpabler Läsion (p = 0,046), klinisch negativen Lymphknoten (p = 0,017), präoperativer Markierung (p = 0,044), kleinem Tumorvolumen (p < 0,01), negativem Her-2/neu-Status (p < 0,01) und konkomitanter Carcinoma in situ-Komponente (p < 0,01).

Schlussfolgerung: Die identifizierten Patientinnen- und tumorassoziierten Faktoren für intraoperative und postoperative Nachresektionen könnten in der präoperativen Planung und Aufklärung bei angestrebter brusterhaltender Therapie in die Therapieentscheidung miteinbezogen werden.