Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A1
DOI: 10.1055/s-0035-1548601

Einfluss der L1CAM Expression am Ovarialkarzinom auf die Krankheitsprogression und das Überleben

S Abdel Azim 1, M Peer 1, D Reimer 1, H Fiegl 1, C Marth 1, AG Zeimet 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Innsbruck, Anichstrasse 35, 6020 Innsbruck

Fragestellung: Das Glykoprotein L1CAM (CD171) gehört zur Gruppe der Zelladhäsionsmoleküle. In den letzten Jahren konnte wiederholt gezeigt werden, dass die L1CAM Expression an unterschiedlichen humanen Malignomen stets mit einer schlechten Prognose bzw. einem aggressiveren Krankheitsverlauf assoziiert war. Fogel et al. konnten erstmalig an einer kleinen Fallserie bestätigen, dass die Expression von L1CAM auch im Ovarialkarzinom mit einer schlechten Prognose einhergeht. Die klassische Behandlung des Ovarialkarzinoms liegt in der maximal möglichen chirurgischen Tumorreduktion, gefolgt von einer platinbasierten Chemotherapie. Obwohl auch im fortgeschrittenen Stadium (FIGO IIIc) bei über 75% der Patientinnen eine komplette Remission nach dieser Behandlung erzielt werden kann, liegt die 5-Jahres Überlebensrate nach wie vor unter 40%. Deshalb ist es von großer Bedeutung zugrunde liegende Mechanismen des raschen Tumorwachstums und der erschwerten Resektabilität einiger Ovarialkarzinome zu verstehen.

Methode: In dieser Studie wurden insgesamt 138 Patientinnen mit Ovarialkarzinomen in FIGO Stadien I-IV vom serösen, endometrioiden und muzinösen Typ eingeschlossen. L1CAM Expression wurde auf mRNA Ebene mittels quantitativer real-time PCR (qRT-PCR) gemessen und die mediane L1CAM Expression (0,25 ng/µl) als cut off Wert herangezogen.

Ergebnisse: Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen L1CAM negativen und L1CAM positiven Karzinomen in Bezug auf das krankheitsfreie (univariate HR, p = 0,001) und das Gesamtüberleben (univariate HR, p = 0,002). Hohe L1CAM Expression korrelierte signifikant mit einem höheren Grad der Differenzierung (p = 0,04), einem höheren FIGO Stadium (p = 0,025), dem Auftreten eines Rezidivs (p = 0,023) und dem histologischen Typ (p = 0,002).

Schlussfolgerung: Wir folgern daraus, dass es einen Zusammenhang zwischen der L1CAM Expression und dem klinischen Verhalten dieser Tumoren gibt. Die Resektabilität und der daraus resultierende postoperative Tumorrest stellen bisher die wichtigsten prognostischen Faktoren für das krankheitsfreie- und Gesamtüberleben beim Ovarialkarzinom dar. Wir zeigen, dass die L1CAM Expression ebenfalls einen wichtigen prognostischer Paramater darstellt, der in der Pathophysiologie des Ovarialkarzinoms eine wichtige Rolle spielt.