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DOI: 10.1055/s-0035-1546906
Patientenorientierung in der ambulanten Versorgung. Ergebnisse des NRW-Gesundheitssurveys 2012
Hintergrund: Durch die Etablierung des nationalen Gesundheitsziels „Gesundheitliche Kompetenz erhöhen, Patient(inn)ensouveränität stärken“ hat auch die Patientenorientierung an Bedeutung gewonnen. Der NRW-Gesundheitssurvey 2012 hatte zum Ziel, den Status der Patientenorientierung in der Versorgung zu erfassen. Methode: In einer repräsentativen Querschnittserhebung wurden 1.168 Frauen und 844 Männer aus NRW telefonisch zum Ausmaß der wahrgenommenen Patientenorientierung während ihres letzten Arztbesuches befragt. Unterschiede wurden nach Alter, Geschlecht, Gesundheits- und Versichertenstatus analysiert (Mann-Whitney-U- bzw. Kruskal-Wallis-Test). Ergebnisse: Die Befragten gaben mehrheitlich an, dass ihnen während des Arztbesuches aufmerksam zugehört (84,3%), geduldig auf Fragen eingegangen (83,3%) sowie Sorgen und Ängste berücksichtigt wurden (80,0%). Zum selbstständigen Stellen von Fragen fühlten sich 55,3% von ihren Ärzt(inn)en ermuntert. Nur wenigen wurde eine Therapie ohne gemeinsame Absprache verordnet (7,9%) oder das Gefühl vermittelt, sie würden die Zeit der Ärztin/des Arztes vergeuden (11,4%).
Gegenüber PKV-Versicherten, haben GKV-Versicherte fast alle Aspekte der Patientenorientierung weniger positiv bewertet. Männer und Ältere hatten häufiger das Gefühl, dass Therapien nicht mit ihnen abgesprochen wurden. Chronisch kranken Menschen wurde häufiger das Gefühl vermittelt, die Zeit des Behandelnden zu vergeuden. Dass ihre Sorgen nicht ernst genommen wurden, sie nicht ermuntert wurden, Fragen zu stellen oder dass geduldig auf Fragen eingegangen wurde, gaben jüngere Befragte häufiger an. Diskussion: Aspekte der Patientenorientierung wurden größtenteils positiv bewertet. Vergleicht man jedoch verschiedene Gruppen, zeigen sich signifikante Unterschiede. Insbesondere der Versichertenstatus scheint in vielfacher Hinsicht die wahrgenommene Patientenorientierung zu beeinflussen. Dies deutet einmal mehr auf ein Ungleichgewicht in der medizinischen Versorgung hin.