Gesundheitswesen 2015; 16 - V55
DOI: 10.1055/s-0035-1546895

Bestimmung des VZV (IgG) Status bei Asylsuchenden in Mecklenburg-Vorpommern

T Sasse 1, E Demikhovska 1, N Sielaff 1, A Keuchel 1, G Ziems 1, M Littmann 1
  • 1Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern, Abteilung Gesundheit, Rostock

Das Varizella Zoster-Virus (VZV), ein doppelsträngiges DNA-Virus mit einer Genomgröße von 124.884 bp, ist ein exklusiv humanpathogenes Alphaherpesvirus. Weitere Mitglieder der zur Familie der Herpesviridae gehörenden Unterfamilie sind die Herpes simplex-Viren HSV1 sowie HSV2. Die VZV-Infektion verursacht zwei verschiedene klinische Symptome, Varizellen (Windpocken) nach Primärinfekion bzw. Herpes Zoster (Gürtelrose) als Folge einer oftmals erst nach Jahrzehnten auftretenden endogenen Reaktivierung des nach stattgehabter Primärinfektion in den Ganglienzellen latenten Virus. Nach Ausbruch einer Windpockeninfektion in der zentralen Aufnahmeeinrichtung des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern für Asylsuchende und Flüchtlinge im Sommer 2013 wurden sämtliche Bewohner und Neuzugänge (1431 Serumproben) im Rahmen eingeleiteter Infektionsschutzmaßnahmen auf VZV spezifische IgG-Antikörper mit dem Ziel untersucht, (A) durch Impfangebote für seronegative Insassen eine weitere Ausbreitung des Infektionsgeschehens zu verhindern sowie (B) eine fortlaufende Verlegung seropositiver Insassen zu ermöglichen.

Der Immunstatus der ProbandINNEN steigt erwartungsgemäß in Abhängigkeit vom Lebensalter, die Geschlechtsverteilung ist ausgeglichen. Es spiegelt sich der typische Infektionsverlauf einer hochkontagiösen Kinderkrankheit wider – der überwiegende Teil der Patienten wird in der ersten Lebensdekade befallen. Geografische Unterschiede konnten nicht ermittelt werden. Im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen europäischer Herkunft zeigt sich eine signifikant geringere Infektionsrate. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass in tropischen und subtropischen Gebieten, aus denen der überwiegende Teil der ProbandINNEN stammt, die Infektionsraten in Richtung Erwachsenenalter verschoben sind.