Gesundheitswesen 2015; 16 - V3
DOI: 10.1055/s-0035-1546843

Entwicklung der Tuberkulose in der Stadt Bremen von 2007 bis 2013

A Senkal 1
  • 1Gesundheitsamt Bremen, Gesundheitsberichterstattung, Bremen

Hintergrund: In Deutschland nimmt die Tuberkuloseinzidenz insgesamt ab. In den Großstädten jedoch stagniert die Zahl der Neuerkrankten oder steigt sogar leicht an. Unter dem Stichwort „Armutsmigration“ wird hier auf die Zuwanderung aus Hochprävalenzländern, insbesondere aus Osteuropa und hier vor allem aus den EU2-Staaten Bulgarien und Rumänien, hingewiesen. Gleichzeitig mehren sich Hinweise, dass sich Tuberkulose zumindest in den Städten zu einer Erkrankung sozial randständig lebender Menschen entwickelt. Damit steigt für den ÖGD der Bearbeitungsaufwand, die Compliance dieser Patienten ist zumeist gering. Ziel: In der vorliegenden Studie wird die Situation der Tuberkulosepatienten in der Stadt Bremen analysiert. Erhoben werden sozio-demographische Merkmale, die Schwere der Erkrankung, die Therapiemitwirkung und Komorbidität. Die Studie knüpft an einem früheren Bericht des Bremer Gesundheitsamtes an. Im Mittelpunkt stehen zwei Fragen: (1) Gibt es Hinweise darauf, dass die wachsende Zuwanderung insbesondere aus den EU2-Staaten zu einer Erhöhung der TBC-Fallzahlen führt? (2) Hat die Zahl schwer zu betreuender Tuberkulosepatienten in den letzten Jahren weiter zugenommen?

Methode: Es werden alle Fallakten der Stadt Bremen aus den Jahren 2007 bis 2013 analysiert (N ≈ 310). Die Informationen werden mit einem standardisierten Erhebungsbogen aus den Fallakten erfasst. Es ist geplant, die gewonnenen Erkenntnisse durch Experteninterviews auf Verallgemeinerbarkeit hin zu überprüfen. Interviewpartner sind Mitarbeiter aus Gesundheitsämtern anderer Großstädte. Ergebnisse: Auch in Bremen liegt die Tuberkuloseinzidenz deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Die Analyse der Fallakten ergab, dass über die Hälfte der Patienten nicht in Deutschland geboren sind. Etwa 14% der Betroffenen kommen aus Osteuropa, aus Bulgarien und Rumänien stammen 4%. Etwa jeder dritte Patient verhält sich nicht-compliant. In der früheren Studie wurde jeder fünfte bis vierte Patient als schwierig bzw. nicht führbar eingestuft. Schlussfolgerung: Erste Ergebnisse geben keine Hinweise darauf, dass Tuberkulose im wachsenden Maße aus den EU2-Staaten nach Deutschland getragen wird. Allerdings steigt offenbar der Anteil der TBC-Patienten mit schlechter Compliance.