Endoskopie heute 2015; 28 - V3
DOI: 10.1055/s-0035-1545051

Endoskopische Therapie der Choledochocele

O Waidmann 1, JG Albert 1
  • 1Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Gastroenterologie, Frankfurt am Main, Deutschland

Fragestellung:

Die Choledochocele (CC; Choledochuszyte nach Todani Typ III) ist eine seltene Erkrankung der Gallenwege, bei der es zu einer divertikelartigen intraduodenalen Erweiterung des distalen Ductus choledochus kommt. Im Vergleich zu den Choledochuszysten Todani Typ I, II, IV und V hat die CC laut Literatur ein vergleichsweise niedriges Risiko für eine maligne Entartung. Daher kann bei der CC eine endoskopische Therapie erfolgen. Als endoskopische Verfahren stehen sowohl die weite Sphinkterotomie als auch die Papillektomie zur Verfügung.

Methodik:

Mit diesem Videobeitrag stellen wir die endoskopischen Techniken der weiten Sphinkterotomie und der Papillektomie bei der CC vor und präsentieren unsere Erfahrungen mit dieser Erkrankung.

Ergebnisse:

Fünf Patienten mit der Verdachtsdiagnose einer CC wurden zwischen den Jahren 2011 und 2014 in unserer Klinik endoskopisch therapiert. Eine Sphinkterotomie war bei einem Patienten, eine Papillektomie in vier Fällen erfolgt. In einem Fall zeigte sich statt einer CC ein im distalen DHC impaktiertes Konkrement, das nach Papillektomie entfernt werden konnte. Bei vier Patienten bestätigte sich der Befund einer CC. Bei zwei der vier Patienten fand sich im Papillektomiepräparat ein Adenokarzinom und es erfolgte jeweils eine pyloruserhaltende Pankreaskopfresektion (PPPD). Ein Patient bei dem initial eine Sphinkterotomie erfolgt war, entwickelte drei Jahre später ein Pankreaskopfkarzinom.

Im Videobeitrag wird die endoskopische Behandlung der CC mit einer Sphinkterotomie im Vergleich zur Papillektomie dargestellt und Vor- und Nachteile demonstriert.

Schlussfolgerung:

Während der Vorteil der Sphinkterotomie im Vergleich zur Papillektomie im geringeren Blutungs-, Perforations- und Pankreatitisrisiko besteht, wird nur bei der Papillektomie die Papille für eine definitive Diagnose komplett histologisch aufgearbeitet. Wird keine Papillektomie durchgeführt, sollte eine Biopsie des distalen Gallenganges und eine endoskopische Verlaufskontrolle zum Ausschluss einer neoplastischen Veränderung durchgeführt werden.

Tab. 1: Patientencharakteristika

Patient

1

2

3

4

5

Alter

51, ♂

57, ♂

75, ♀

82, ♂

82, ♀

Klinische

Präsentation

Cholestase

Schmerzen,

Cholestase

Cholestase

Cholestase

Schmerzen,

Cholestase

Komorbiditäten

Arterielle

Hypertonie,

Infantile

Zerebralparese

Arterielle

Hypertonie

Keine

COPD,

Diabetes

mellitus

Arterielle

Hypertonie,

Hypothyreose

Cholezyst-

ektomie in der

Anamnese

Ja

Ja

Nein

Nein

Nein

Endoskopische

Therapie

Papillektomie

Papillotomie,

Steinentfernung

Papillektomie

Papillektomie

Papillektomie,

Steinentfernung

Histologie

Entzündung

Keine

Adenokarzinom

Adenokarzinom

Entzündung

Verlauf und

Beobachtungs-

zeit nach

Intervention

Beschwerdefrei

(10 Monate)

Pankreas-

karzinom 3

Jahre später

PPPD

pT2, pN1 (3/18),

L1, V1, Pn0, G3,

R0

(1 Monat)

PPPD

pT2, pN1 (2/18),

L1, V0, Pn1, G3,

R0

(5 Monate)

Beschwerdefrei,

Cholezystektomie

(1 Monat)