Endoskopie heute 2015; 28 - P8
DOI: 10.1055/s-0035-1545023

Perkutane retrograde Ösophagoskopie und Bougierung bei hochgradigen Ösophagusstenosen

C Lange 1, B Kronenberger 2, S Zeuzem 2, J Albert 2
  • 1Uniklinik Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt am Main, Deutschland
  • 2Uniklinik Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland

Fragestellung:

Hochgradige Ösophagusstenosen können durch die Verhinderung der peroralen Nahrungsaufnahme zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Die perorale, endoskopisch kontrollierte Bougierung stellt eine etablierte und effektive Therapie (benigner) Ösophagusstenosen dar. Es gibt jedoch keine endoskopische Standardtherapie für vollständig verschlossene Ösophagusstenosen.

Methodik:

Wir untersuchten hier zwei Fälle von benignen Ösophagusstenosen, die mit oraler Endoskopie zunächst nicht passiert werden konnten, bei denen jedoch eine retrograde Ösophagoskopie und Bougierung über einen PEG-Zugang gelang.

Ergebnisse:

Patientin 1 wurde unserem Zentrum vorgestellt, nachdem sie nach Radiochemotherapie eines Zungengrundkarzinoms weder Flüssigkeit noch Nahrung schlucken konnte. Bei der oralen Endoskopie zeigte sich ein vollständiger, proximaler Verschluss des Ösophagus. Mithilfe eines Stenosegeräts, das perkutan über einen bestehenden PEG-Zugang eingeführt wurde, gelang die Darstellung der Ösophagusstenose auch von gastral. Unter diaphanoskopischer Kontrolle wurde anschließend im Rendezvous-Verfahren eine Rekanalisation der Stenose mit einem Nadelmesser durchgeführt und eine Magensonde als Platzhalter eingelegt. Im weiteren Verlauf konnte ein derzeit noch andauerndes, konventionelles Bougierungsprogramm von oral aufgenommen werden (zuletzt erfolgreiche Bougierung auf 14 mm). Die Patientin ernährt sich mittlerweile von pürierter Kost.

Patientin 2 hatte nach kurativer Resektion eines Hypopharynx-Karzinoms ebenfalls eine narbige, proximale Ösophagusstenose mit minimalem Restlumen entwickelt. Initial gelang von oral weder eine endoskopische Passage der Stenose noch die Einlage eines Führungsdrahtes unter radiologischer Kontrolle. Bei dieser Patientin konnte jedoch mit einer perkutan-retrograden Endosokpie über den bestehenden Gastropexie-Zugang ein Terumo-Führungsdraht eingelegt werden. Anschließend konnte auch hier ein konventionelles Bougierungsprogramm von oral etabliert werden. Die Patientin ernährt sich mittlerweile normal und stellt sich derzeit einmal wöchentlich zur Bougierung der Ösophagusstenose vor.

Schlussfolgerung:

Mittels retrograder Ösophagoskopie über einen PEG- oder Gastropexie-Zugang kann bei ausgewählten Patienten eine peroral nicht zugängliche Ösophagusstenose erfolgreich rekanalisiert werden.