Pneumologie 2015; 69 - P88
DOI: 10.1055/s-0035-1544651

Analyse der Versorgungssitutation von Lungenkrebspatienten anhand von GKV-Routinedaten

L Schwarzkopf 1, M Wacker 1, R Leidl 1, RM Huber 2, R Holle 1
  • 1Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Helmholtz Zentrum München
  • 2Pneumologie Innenstadt, Comprehensive Pneumology Center, Universität München

Hintergrund: Trotz der hohen epidemiologischen Relevanz von Lungenkrebs liegen kaum aktuelle Daten zur Versorgungssituation der Betroffenen vor. Die vorliegende Studie nutzt Kassendaten, um die Versorgung von Lungenkrebspatienten und ihre Kosten im Zeitverlauf zu analysieren.

Methoden: Über bundesweite, personenbezogene Leistungsdaten der AOK wurden 2009 17.641 Versicherte mit Erstdiagnose Lungenkrebs identifiziert und über 3 Jahre verfolgt. Dabei wurden sowohl relevante Therapieschemata anhand von GOPs, OPS- und ATC-Codes sowie DRGs nachvollzogen als auch die Kosten, die in den einzelnen Leistungsbereichen der GKV im Kontext von Lungenkrebs entstehen, quartalsbezogen ermittelt.

Ergebnisse: Die Diagnose erfolgte im Mittel mit 68,5 Jahren, ca. 70% der Betroffenen waren Männer. 3.319 Patienten (ca. 19%) überlebten den dreijährigen Beobachtungszeitraum, wobei die Prognose im Fall einer Operation am günstigsten war. Im Zeitverlauf wurden nahezu alle Patienten stationär versorgt, doch nur eine – wenn auch größer werdende – Minderheit ambulant durch Pneumologen (ca. 29%) bzw. Onkologen (ca. 17%) betreut. Die lungenkrebsassoziierten Ausgaben waren im Diagnosequartal am höchsten und sanken sukzessive auf ca. 20% des Ausgangswerts. Maßgeblich hierfür war ein substantieller Rückgang der Kosten im stationären Bereich.

Diskussion: Kassendaten erlauben bei geeigneter Operationalisierung eine umfassende Analyse der Versorgung von Lungenkrebspatienten innerhalb des GKV-Systems. Hierbei zeigt sich, dass die Betroffenen insbesondere in der Anfangsphase vorwiegend (teil)stationär versorgt werden. Die ambulante onkologische Betreuung spielt insgesamt eine eher untergeordnete Rolle, allerdings wächst ihre relative Bedeutung für die Lungenkrebstherapie im Zeitverlauf. Inwieweit diese Strukturen und die aus ihnen resultierenden Versorgungskosten medizinisch angemessen sind, ist in weiteren Studien zu erforschen.