Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219(1): 4
DOI: 10.1055/s-0034-1397592
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Geburtshilfe
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Intrauterines fetales Wachstum – Definition international gültiger Standards für das fetale Wachstum

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Publication Date:
03 March 2015 (online)

Hintergrund: Während auf Initiative der WHO international gültige Standards zur Beurteilung der kindlichen Entwicklung bis zum fünften Lebensjahr etabliert wurden, existieren für das Ultraschall-Monitoring des intrauterinen fetalen Wachstums keine einheitlichen Referenzwerte. Unterschiedliche Tabellen und Grenzwerte erschweren die Beurteilung der fetalen Entwicklung. Mit Hilfe der Fetal Growth Longitudinal Study (FGLS) als Bestandteil des INTERGROWTH-21st-Projekts (International Fetal and Newborn Growth Consortium for the 21st Century) werden anhand einer Kohorte gesunder Schwangerer mit gutem Ernährungs-, Bildungs- und sozioökonomischem Status sowie geringem Risiko für eine intrauterine Wachstumsrestriktion erstmals international gültige Standards für das fetale Wachstum entwickelt.

Methoden: Den methodologischen Ansatz des WHO-Konzepts übernehmend, begleitete das multizentrische populationsbasierte INTERGROWTH-21st-Projekt zwischen 2009 und 2014 in 8 verschiedenen Ländern prospektiv das Wachstum, die Ernährung sowie die gesundheitliche und neurologische Entwicklung von Kindern seit der Schwangerschaft (Gestationsalter < 14 + 0 SSW) bis zum Alter von 2 Jahren. Nach sonographischer Feststellung des Gestationsalters durch Messung der Scheitel-Steiß-Länge in der Frühschwangerschaft wurde das fetale Wachstum im weiteren Schwangerschaftsverlauf regelmäßig mit Hilfe standardisierter Ultraschalluntersuchungen anhand anthropometrischer Parameter (fetaler Kopfumfang, biparietaler und okzipitofrontaler Durchmesser, Abdomenumfang sowie Femurlänge) dokumentiert.

Ergebnisse: Von 13 108 Schwangeren eigneten sich 4607 (35 %) für die Studienteilnahme. Nach einer komplikationslosen Schwangerschaft und Geburt wurden 4321 (94 %) gesunde Einlinge in die Analyse eingeschlossen. Die longitudinalen fetalen Wachstumsdaten dieser Kinder wurden zur Erstellung der Standardwerte herangezogen. Die maternale und perinatale Morbidität und Mortalität waren sehr gering. Die Schwangeren erhielten im Mittel 5,0 (range 1–7) Ultraschalluntersuchungen. Die mittlere Differenz der beobachteten und der geglätteten Perzentilen für die 3., 50. und 97. Perzentile waren für alle 5 fetalen Maße gering: 2,25 mm (SD 3,0), 0,02 mm (3,0) und -2,69 mm (3,2) für den Kopfumfang; 0,83 mm (0,9), – 0,05 mm (0,8) und -0,84 mm (1,0) für den biparietalen Durchmesser; 0,63 mm (1,2), 0,04 mm (1,1) und -1,05 mm (1,3) für den okzipitofrontalen Durchmesser; 2,99 mm (3,1), 0,25 mm (3,2) und -4,22 mm (3,7) für den Abdomenumfang sowie 0,62 mm (0,8), 0,03 mm (0,8) und – 0,65 mm (0,8) für die Femurlänge. Für jeden fetalen Parameter wurden dem Gestationsalter entsprechende Perzentilenkurven für die 3., 5., 10., 50., 90. und 97. Perzentile errechnet, die den internationalen Standard des fetalen Wachstums repräsentieren.

Fazit

Die vorgestellten Standards, so die Einschätzung der Autoren, ermöglichen ein einheitliches Monitoring des fetalen Wachstums während der gesamten Schwangerschaft. Das Risiko für eine Unterdiagnose der fetalen Wachstumsrestriktion sei gering, da in die Referenzpopulation keine Hochrisiko-Schwangeren eingeschlossen wurden. Die Autoren empfehlen die weltweite Anwendung der Standards in der klinischen Routine sowie zum Vergleich verschiedener Populationen.

Dr. Judith Lorenz, Künzel