Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219(1): 3
DOI: 10.1055/s-0034-1397590
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Geburtshilfe
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Adipositas – Neonatales Outcome nach Ernährungs- und Lifestyle-Beratung übergewichtiger Schwangerer

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Publication Date:
03 March 2015 (online)

Hintergrund: Weltweit sind etwa 170 Millionen Kinder unter 18 Jahren übergewichtig oder adipös. Laut WHO ist die kindliche Adipositas eines der gravierendsten, auch ökonomisch bedeutsamen Gesundheitsprobleme des einundzwanzigsten Jahrhundert. Da während der intrauterinen Entwicklung eine Programmierung hinsichtlich metabolischer Störungen in der Kindheit und im Erwachsenenalter erfolgt, können Veränderungen des maternalen Essverhaltens sowie der Gewichtszunahme in diesem Zeitfenster das zukünftige Adipositas-Risiko des Kindes beeinflussen. Die australische Arbeitsgruppe untersucht mit Hilfe der multizentrischen randomisierten LIMIT-Studie, inwiefern eine diätetische und Lifestyle-Beratung übergewichtiger bzw. adipöser Schwanger verschiedene neonatale klinische Outcome-Parameter beeinflusst.

Methoden: Zwischen 2008 und 2011 wurden in die Untersuchung 2142 Schwangere mit einem BMI ≥ 25 kg / m2 und einer Einlingsschwangerschaft sowie einem Gestationsalter zwischen 10 + 0 und 20 + 0 SSW eingeschlossen. 1108 Frauen wurden in die Gruppe „Lifestyle-Beratung“ randomisiert und wurden während der gesamten Schwangerschaft intensiv hinsichtlich einer gesunden Ernährung und körperlicher Aktivität betreut. Die 1067 Schwangeren der Kontrollgruppe erhielten die übliche Schwangerenvorsorge ohne Ernährungsberatung.

Ergebnisse: Es zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Behandlungsgruppen hinsichtlich des Gestationsalters bei der Geburt (p = 0,42) sowie der Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Betreuung des Neugeborenen (p = 0,06). Die Kinder der Mütter, die während der Schwangerschaft eine Lifestyle-Beratung erhalten hatten, hatten im Vergleich zu den Kindern der konventionell betreuten Schwangeren jedoch seltener ein Geburtsgewicht > 4,5 kg (2,15 % vs. 3,69 %; aRR 0,59; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,36-0,98; NNT = 66; 95 %-KI 34–950; p = 0,04), entwickelten seltener ein Respiratory Distress Syndrome (1,22 % vs. 2,57 %; aRR 0,47; 95 % -KI 0,24-0,90; NNT = 75; 95 %-KI 40–532; p = 0,02) und hatten eine geringere Körperlänge (Z-Score -0,26 ± 0,76 vs. -0,18 ± 0,80; 95 %-KI -0,14 bis -0,01; p = 0,04) sowie einen kürzeren postpartalen Klinikaufenthalt (3,94 ± 7,26 vs. 4,41 ± 9,87 d; 95 %-KI 0,82-0,97; p = 0,006).

Fazit

Die Kinder übergewichtiger Mütter profitierten von einer antenatalen Ernährungs- und Lifestyle-Beratung der Schwangeren. Die Autoren halten eine weitere Beobachtung der Neugeborenen in der Kindheit für notwendig, um die langfristigen Effekte des Rückgangs hoher Geburtsgewichte auf das kindliche Adipositas-Risiko beurteilen zu können.

Dr. Judith Lorenz, Künzell