Klinische Neurophysiologie 2015; 46(02): 108
DOI: 10.1055/s-0034-1396799
Buchbesprechung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Musik im Kopf

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Publication Date:
30 June 2015 (online)

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„Es soll Spaß machen, dieses Buch zu lesen“, formulierte Manfred Spitzer vor etwa 12 Jahren den Anspruch seines inzwischen preisgekrönten Brückenschlags zwischen Musik, Psychologie und Neurobiologie. Dass dieses Ziel erreicht worden ist, ist vor allem den didaktischen Fähigkeiten des Autors zu verdanken. Manfred Spitzers neurowissenschaftliche Agenda ist mehrschichtig und transdisziplinär – er betrachtet das Neuron, das Gehirn oder das subjektive Erleben des Menschen nicht in Isolation, sondern ist um das große Ganze und seine Vermittlung bemüht. Der Gegenstand der Musik eignet sich hervorragend als Paradebeispiel für diesen Ansatz. In gewohnt allgemeinverständlicher Sprache klärt Spitzer, wie aus Luftbewegungen Nervenimpulse entstehen, wie Toneigenschaften in plastischen neuronalen Karten repräsentiert werden und ob das Hören klassischer Musik tatsächlich den Intelligenzquotienten steigen lässt. Darüber hinaus wird die Diskussion musikerzeugender und -wahrnehmender Prozesse in evolutionäre, historische und soziale Rahmen eingebettet. So wird etwa beleuchtet, welche Rolle die Musik bei der Wahl eines Partners, im Marketing und in der Therapie psychischer Erkrankungen zu spielen vermag. Diese Darstellung ist mit über 400 Seiten recht umfangreich, doch Spitzer lädt explizit zur selektiven Lektüre ein. Auf diese Weise behält Musik im Kopf seine Attraktivität für Leser mit neurowissenschaftlicher oder musikalischer Vorbildung wie auch für den interessierten Laien.

Mit der nun erschienenen zweiten Auflage reagiert Spitzer auch auf Kritik bezüglich der formalen Gestaltung der Erstauflage. Das Resultat ist eine gut lesbare und mit zahlreichen informativen Abbildungen gespickte Einführung in die komplexen Mechanismen, die es uns erlauben, Musik zu hören und zu lieben.

Florian Lange, Hannover