Zusammenfassung
Hintergrund: Ausgangspunkt der Studie waren die von der Deutschen Rentenversicherung (DRV) erhobenen,
bei ca. 20% liegenden Abbruchraten bei beruflichen Bildungsmaßnahmen für Rehabilitanden.
Ziele: Analyse des Zusammenspiels individueller, verfahrensbedingter und institutioneller
Faktoren für das Abbruchrisiko von Rehabilitanden in 2-jährigen beruflichen Bildungsmaßnahmen.
Methoden: In der explorativen Mixed-Method-Studie wurden 454 Teilnehmer von 2-jährigen Vollzeitmaßnahmen
bei 3 Berufsförderungswerken und 3 freien Bildungsträgern mittels eines umfangreichen
Fragebogens befragt. Darüber hinaus wurden Experten, Abbrecher und erfolgreiche Teilnehmer
interviewt sowie jeweils 3 Gruppendiskussionen mit Teilnehmern und Experten durchgeführt.
Ergebnisse: Bei genauer Betrachtung erweist sich „Abbruch“ als ein mehrdeutiges, multidimensionales
sowie von den einzelnen Beteiligten unterschiedlich bewertetes Geschehen. Als Prädiktoren
für einen Abbruch wurden 3 zentrale personenbezogene Faktoren identifiziert: das Vorliegen
einer Depression, eine negative Einschätzung der eigenen Gesundheit und mangelnde
soziale Unterstützung. Der konkrete Abbruch einer Maßnahme erweist sich als vielschichtig
und sehr oft situativ bedingt. Er lässt sich in der Regel nicht eindeutig und nur
selten aus Personenmerkmalen, der bisherigen Berufsbiografie oder vorausgegangenen
Zeiten von Arbeitslosigkeit vorhersagen. Verfahrensbedingte Abbruchrisiken liegen
u. a. in der Zuweisungspraxis zu Ausbildungswegen bzw. zum Reha-Vorbereitungslehrgang
(RVL) sowie in Qualität und Ausgestaltung der Praktika; institutionelle Risiken werden
u. a. auf den auf 2 Jahre verdichteten Lehrstoff und auf gruppendynamische Prozesse
zurückgeführt.[1]
Abstract
Background and Aims: The study focusses on the explanation of the individual, process-driven, and institutional
factors and their interplay, and on the subjective accounts for the high drop-out
rates in vocational retraining which are reported by the German statutory pension
insurance scheme.
Methods: 454 participants of 2-year lasting vocational retraining schemes in 3 vocational
promotion centers and 3 education providers took part in the questionnaire survey.
Furthermore, experts, dropouts and participants were interviewed and group discussions
with experts and participants were conducted.
Results: Drop-out is not a definite term. Instead, it consists of different dimensions. 3
personal factors for predicting a drop-out could be identified: suffering from depression,
negative health assessment and lack of social support. Generally speaking, drop-out
of vocational retraining is a complex and mainly situational process which can hardly
be predicted by personal factors, job-biographies or foregoing unemployment.
Schlüsselwörter
Abbrüche beruflicher Bildungsmaßnahmen - Faktoren und Risiken für Abbrüche - Vergleich
von Abbrechern und Nicht-Abbrechern
Key words
Vocational retraining - High-drop-out-rates - Personal factors and risks for drop-out
- Drop outs and non-drop-outs by comparison