Thorac Cardiovasc Surg 2014; 62 - p30
DOI: 10.1055/s-0034-1394053

Intra-abdominelle Hypertonie (IAH) und Abdominelles Kompartmentsyndrom (ACS) auf der kinderkardiologischen Intensivstation (ICU)

T. Kaussen 1, M. Böhne 1, H. Steinherr 1, F. Schmidt 1, T. Jack 1, H. Köditz 1, P. Beerbaum 1, M. Sasse 1
  • 1Päd. Kardiologie und Intensivmedizin der Med. Hochschule Hannover

Grundlage: Bei kinderkardiologischen Patienten kommt es v.a. bei Volu-menüberladung, rechtsventrikulärem Versagen und Inflammation zu IAH/ACS. Im Rahmen dieser Erhebung wurden Wahrnehmung und Be-kanntheitsgrad von Definitionen und Empfehlungen auf ICUs untersucht.

Methode: 6/2010 wurde den Leitern von 145 ICUs in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein Fragebogen zugesandt. Abhängig vom Spektrum wurden die Daten in 2 Gruppen analysiert (Kardiolog. Maximalver-sorger (MV; inkl. Herzchirurgie) vs. Kinderkardiologien der Regel-/ Schwerpunktversorgung [RS]).

Ergebnisse: Rücklaufquote: 63%/38%. Häufigkeit und "gefühlte“ Relevanz diagnostizierter IAH/ACS überwogen an MV (64%/45%). Definitionen zu IAH/ACS waren kaum bekannt (6%/8%). Neonaten sind häufiger betroffen (bis 34%), mit zunehmendem Alter verdreifachen sich die Inzi-denzen an MV im Vgl. zu Regel- und Schwerpunktversorgern (4,7%/ 1,5% bei Adoleszenten). Regelmäßige Messungen des IAD (Intra-abdom. Druck) erfolgen an maximalversorgenden ICU häufiger (31%/25%); 1/3 erproben direkte Methoden in Ergänzung zur Blasendruckmessung. V.a. RS würden den IAD häufiger bestimmen, wenn es einfachere Methoden und Vorgaben gäbe (64%/69%). Der Anteil sekundärer IAH-/ACS-Auslöser überwiegt ab dem Kleinkindalter. Abdominelle Dekompressionen (DL) wurden 3x häufiger an MV durchgeführt (1,3DL/ICU/Jahr) und waren mit höherer Überlebensrate assoziiert (94%/75% vs. 56%/50%)

Schlussfolgerung: IAH und ACS werden an MV häufiger diagnostiziert und behandelt, stellen aber an jeder ICU ein relevantes Problem dar. We-gen ungenügender Kenntnisse dürften IAH/ACS im Alltag häufig überse-hen werden. Es bedarf also intensiver Schulungen zur Steigerung der Wahrnehmung und Akzeptanz auch invasiver Therapien.