Thorac Cardiovasc Surg 2014; 62 - v19
DOI: 10.1055/s-0034-1393995

Sind Säuglinge mit komplexen Herzvitien nach Shuntoperation mit ASS ausreichend antikoaguliert?

F. Gundel 1, G. Balling 1, F. Mühlbauer 1, J. Samprac 2, J. Hörer 2, S. Braun 3, P. Ewert 1
  • 1Deutsches Herzzentrum München an der Technischen Universität Klinik für Kinderkardiologie
  • 2Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie
  • 3Institut für Laboratoriumsmedizin

Einleitung: Aktuell erhalten Säuglinge nach Shuntoperation eine Thrombozytenaggregationshemmung mit ASS in einer Dosis von 1-5mg/kg. Als Maß für eine erfolgreiche Antikoagulation gilt eine Suppression der ASPI-Werte im Multiplate®-Analyzer.

Methodik: Im Zeitraum 1/2012 - 3/2013 wurden retrospektiv insgesamt 49 Patienten nach Shunt-Anlage hinsichtlich TRAP-, ASPI- und Thrombozytenverlauf untersucht. Alle Patienten erhielten innerhalb der ersten Woche postoperativ eine Hemmung der Thrombozytenfunktion mit ASS von im Mittel 5,1mg/kg.

Ergebnisse: Alter der 49 Patienten zum Abnahmezeitpunkt betrug im Mittel 32 (7-205) d. Eine ASS-Therapie wurde im Mittel nach 4,5 d nach Operation begonnen. Die TRAP-Werte finden sich direkt postoperativ in ihrem Normbereich (Halimeh et al., 2010), zeigen dann einen überschießenden Anstieg. Die nach HLM zunächst supprimierte Thrombozytenanzahl zeigt innerhalb der ersten Woche ebenfalls eine Erholung in den Normbereich (Hinchliffe et al., 2013). Die ASPI-Werte rangieren unmittelbar postoperativ im unteren Normbereich um in den folgenden Tagen sukzessive anzusteigen. Unter Antikoagulation mit ASS kommt es zwar zu einer Suppression der ASPI-Werte. Der geforderte cut-off Wert von 300 wird innerhalb der ersten 2 Wochen nicht unterschritten.

Diskussion: Aktuell gilt die Antikoagulation mit ASS nach Shunt-OP als Goldstandard für eine sichere Antikoagulation. Unsere Daten demonstrieren, dass in den ersten 14 Tagen postoperativ eine sichere Antikoagulation in derl empfohlenen Dosis nicht gewährleistet ist. Weiterführende Untersuchungen werden zeigen, ob dies durch den frühen Abnahmezeitpunkt oder durch die Wahl einer zu niedrigen Dosis bedingt ist.