Rehabilitation (Stuttg) 2014; 53(05): 289
DOI: 10.1055/s-0034-1390502
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Computeradaptives Testen

Computer-adaptive Testing
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Publication Date:
15 October 2014 (online)

Computer-adaptive Testverfahren spielen auch in der Rehabilitation eine immer größere Rolle. Sie bieten eine hohe Effizienz durch eine ökonomische Datenerhebung bei gleichzeitiger Sicherstellung einer definierten Messpräzision. Ein Beispiel bietet die computeradaptive Assessmentprozedur RehaCAT, die M. Scholz et al. bei Rehabilitanden mit muskuloskelettalen Rehabilitanden auf ihre Validität und multivariate Zusammenhangsstruktur untersuchten. RehaCAT ermöglicht eine valide und ökonomische Erfassung zentraler ICF-orientierter Konstrukte in der orthopädischen Rehabilitation, wie z. B. Funktionsfähigkeit im Alltag oder Depressivität, und kann sowohl als Screeninginstrument diagnostisch als auch zur Langzeitevaluation eingesetzt werden.

2 Beiträge beschäftigen sich mit der Nachsorge. S. Schramm et al. legen basierend auf einem quasi­experimentellen Design Langzeitergebnisse zur begleiteten Eigeninitiative nach der Rehabilita­tion für Patienten mit chronischem Rückenschmerz vor („Neues Credo“). Derzeit kann nicht davon ausgegangen werden, dass die anfänglichen Interventionserfolge über 2 Jahre gehalten werden können. R. Deck und A. Hüppe diskutieren in einem weiteren Beitrag, inwieweit das zunächst für die orthopädische Rehabilitation entwickelte „Neue Credo“ auch in der Nachsorge von Patienten mit psychischen Störungen eingesetzt werden kann. Die Arbeit gibt erste Hinweise darauf, dass das Konzept auch in der psychosomatischen Rehabilitation umsetzbar ist. Weitere Studien müssen dies jedoch noch bestätigen und insbesondere die Nachhaltigkeit der Reha-Erfolge dokumentieren.

Die Praktikabilität und den Nutzen eines aktiven Screenings auf Reha-Bedarf untersuchen O. Mittag et al. Die Versicherten erhielten im Disease-Management-Programm Diabetes Typ 2 (PARTID-Studie) eine Empfehlung zur Rehabilitation und ein vereinfachtes Antragsformular. Das hier gewählte proaktive Vorgehen führt zur Identifizierung einer relevanten Betroffenengruppe.

F. van Buuren et al. stellen die Elektromyostimulation als Therapieoption für Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz vor. Das Training führt bei CHF-Patienten u. a. zu einer Erhöhung der Sauerstoffaufnahme und stellt so eine Alternative für Patienten dar, die kein konventionelles Training durchführen können.

Die ambulante Physiotherapie bei Kniebeschwerden mit kräftigenden oder dehnenden Übungen, manueller Therapie und häuslichen Übungen kann nach den Ergebnissen einer multizentrischen Beobachtungsstudie von S. Karstens et al. Beeinträchtigungen im Alltag und Schmerzen im Therapieverlauf verringern. Die Forscher untersuchten erstmals 160 ambulant behandelte Pa­tienten nach Arthroskopie.

T. Birk et al. überprüfen ein offenes und niedrigschwelliges Tabakentwöhnungsprogramm für die stationäre Rehabilitation an über 800 Rauchern in 19 teilnehmenden Kliniken. Das nicht sequenziell aufgebaute Programm wird akzeptiert und ist praktisch durchführbar. Die Studie gibt Hinweise darauf, dass die Erfolge des Programms mit denen der bisher üblichen Programme zur Tabakentwöhnung vergleichbar sind. Nach Ansicht der Autoren bietet die offene Form einen innovativen Strukturvorteil, zumal die Zufriedenheit der Patienten höher sei.

C. Gaede-Illig et al. analysieren Einflussfaktoren für die körperliche Leistungsfähigkeit bei Patienten mit akutem koronarem Ereignis in der kardiologischen Rehabilitation anhand von Daten eines bundesweiten Registers (TROL) mit über 47 000 Patienten. Körperliche Aktivität vor dem Ereignis hat positiven Einfluss, Komorbiditäten und höheres Alter nehmen hingegen negativen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit. Die Autoren empfehlen ein zielgruppenspezifisches Training in kardiologischen Rehabilitationseinrichtungen unter Berücksichtigung dieser Einflussfaktoren. Sie plädieren zudem für darauf aufbauende Nachsorgeprogramme.

Multiresistente Erreger stellen auch in der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation ein erhebliches Problem dar. J. D. Rollnik et al. haben am Beispiel eines Zentrums für Frührehabilitation die Besiedlung mit MRSA, VRE und MRGN über einen 10-Jahreszeitraum ermittelt. Bei etwa jedem zehnten Patienten traten Probleme auf, sodass für die Einrichtungen erhebliche Herausforderungen bestehen [1]. Die Autoren plädieren für weitere multizentrische Untersuchungen und für eine bessere Berücksichtigung des Hygieneaufwandes im Entgeltsystem.

Neben den Mitteilungen und dem Veranstaltungskalender weisen wir auf eine Buchbesprechung von M. Morfeld zu einer Monografie von M. Hirschberg hin, die sich ausführlich mit der ICF und dem Konzept der Behinderung auseinandersetzt.

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