Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2014; 49(9): 526-534
DOI: 10.1055/s-0034-1390058
Fachwissen
Notfallmedizin Topthema: Innerklinisches Traumamanagement
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Innerklinisches Traumamanagement – Damage Control – Die Mutter vieler Strategien

In-hospitaltraumamanagement – Damage Control
Caroline L López
,
Thomas Wurmb
,
Carsten Mand
,
Rene Aigner
,
Christian A Kühne
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. September 2014 (online)

Zusammenfassung

Damage Control (DC) beschreibt eine Behandlungsstrategie bei schwerstverletzten Patienten. Dabei werden in der frühen klinischen Phase der Schwerverletzten- bzw. der Polytraumaversorgung lang andauernde operative Eingriffe vermieden. Hintergrund ist, dass das stattgehabte Trauma die physiologischen Kompensationsmechanismen destabilisiert. Eine definitive, lang andauernde chirurgische Versorgung in der Frühphase kann diese Schwächung des Organismus verstärken. Die operative Erstbehandlung dient dementsprechend in erster Linie der hämodynamischen Stabilisierung, der Kontrolle lebensbedrohlicher Verletzungen und der temporären Stabilisierung von Frakturen und/oder Weichteilschäden. Sobald der Patient stabil ist, kann er 5–10 Tage nach Unfallereignis definitiv operativ versorgt werden. Damage Control bedeutet eine prioritätenorientierte, fokussierte, schnelle – aber zunächst nur provisorische – Versorgungsstrategie bei schwerverletzten Patienten.In diesem Artikel wird das Vorgehen entsprechend einer Damage Control Strategie detailliert dargestellt.

Abstract

Damage Control is a strategy for the initial treatment phase in severely injured patients. The aim is to avoid time consuming surgical procedures thereby reducing secondary damage and to improve patients' outcome. Once the patient is haemodynamically stabilized on the intensive care unit, definitive therapy – i. e. osteosynthesis, bowel/urinary tract reconstruction etc. - can be performed after a time interval of 5–10 days. Thus Damage Control is a quick and focused but preliminary treatment strategy in the initial emergency phase in critically injured patients.

Kernaussagen

  • Damage Control (DC) beschreibt eine Behandlungsstrategie bei schwerstverletzten Patienten. Die Indikation ist so früh wie möglich zu treffen.

  • Die operative Erstbehandlung dient in erster Linie der hämodynamischen Stabilisierung, der Kontrolle lebensbedrohlicher Verletzungen und der temporären Stabilisierung von Frakturen und /oder Weichteilschäden. Die definitive operative Versorgung findet 5–10 Tage nach Unfallereignis statt.

  • Damage Control Surgery (DCS) zielt in erster Linie auf die Behandlung abdomineller und thorakaler Verletzungen (Packing, Clamping, Stapling) ab.

  • Damage Control Orthopedics (DCO) fokussiert auf knöcherne und Weichteilverletzungen (Fixateur externe, Vakuumversiegelung).

  • Der Schwerpunkt von Damage Control Resuscitation (DCR) liegt auf der aggressiven Behandlung von Blutungs- und Gerinnungskomplikationen bei Patienten „in extremis“.

  • Der klinischen Einschätzung der Blutungssituation im Schockraum kommt große Bedeutung zu, da laborchemische Gerinnungsparameter nicht sofort verfügbar sind.

  • Die aktuelle S3-Leitlinie „Polytrauma / Schwerverletzten-Behandlung“ empfiehlt, Gerinnungsdiagnostik und Therapie im Schockraum unmittelbar zu beginnen.

Ergänzendes Material