Gefäßmedizin Scan - Zeitschrift für Angiologie, Gefäßchirurgie, diagnostische und interventionelle Radiologie 2015; 02(01): 23
DOI: 10.1055/s-0034-1389883
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Hydratation zur Prävention der Kontrastmittel-induzierten Nephropathie

Dieser Beitrag ist eine Zusammenfassung des Kommentars: Briguori C, Condorelli G. Hydration in contrast-induced acute kidney injury. Lancet 2014; 383: 1786–1788
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Publication Date:
17 February 2015 (online)

Trotz Konsens über die Vorteile einer präventiven Hydratation zur Vermeidung eines Kontrastmittel-induzierten akuten Nierenversagens wird das am besten geeignete Applikationsregime kontrovers diskutiert. Das am häufigsten eingesetzte Schema umfasst die Infusion physiologischer Kochsalzlösung (1 ml/kg pro Stunde) für 12 Stunden vor sowie nach der Kontrastmittelgabe und orientiert sich an der Urinausscheidung des Patienten.

Mithilfe der im Lancet veröffentlichten POSEIDON-Studie etablieren Brar et al. anhand einer Kohorte von Herzkatheter-Patienten ein am linksventrikulären enddiastolischen Druck (LVEDP) orientiertes intravenöses Hydratations-Protokoll. Ein akutes Kontrastmittel-induziertes Nierenversagen trat bei den Patienten der Studiengruppe seltener auf als bei den Patienten der Kontrollgruppe (12 von 178; 6,7 % vs. 28 von 172; 16,3 %; RR 0,41; 95 % CI 0,22-0,79). Auch die Rate schwerer klinischer Komplikationen war in der Interventionsgruppe geringer (6 von 196; 3,1 % vs. 19 von 200; 9,5 %; RR 0,32; 95 % CI 0,13–0,79).

Der Vorteil des beschriebenen Hydratations-Schemas, so die Einschätzung der Autoren Briguori und Condorelli, liegt neben der deutlichen Verminderung des Risikos für die Kontrastmittel-induzierte Nephropathie in seiner Anwendbarkeit sowohl im elektiven als auch im akuten Setting. Allerdings sei der Einsatz auf Patienten mit intraarteriellen Interventionen beschränkt.

Das beschriebene Hydratations-Regime soll die Volumenexpansion optimieren und durch die Anpassung an den LVEDP das Risiko für ein Lungenödem minimieren. Die Lungenödem-Rate war in beiden Gruppen gleich. Da mehr als 50 % der Studienteilnehmer einen normalen und nur 15 % einen erhöhten LVEDP aufwiesen, Patienten mit hohem LVEDP jedoch sowohl ein erhöhtes Risiko für ein akutes Kontrastmittel-induziertes Nierenversagen als auch für ein Lungenödem haben, so die Autoren, seien weitere Untersuchungen an diesem Risikokollektiv notwendig.

Die Autoren zitieren ferner die Ergebnisse einer retrospektiven Observationsstudie, in deren Rahmen Angiografie-Patienten über den Femoralis-Zugang präinterventionell einen Bolus von einem Liter einer 5%iger Glucoselösung erhalten hatten. 5,7 % der Patienten der Kontroll-, aber nur 1,4 % der Patienten der Studiengruppe erlitten ein Kontrastmittel-induziertes akutes Nierenversagen. Die Glucoseinfusion hatte keine negativen hämodynamischen Konsequenzen. Die durchschnittliche linksventrikuläre Ejektionsfraktion in der Behandlungsgruppe betrug 45 %. Diese Ergebnisse seien der Beweis, dass eine schnelle periinterventionelle Applikation großer Volumina auch ohne eine Anpassung an den LVEDP möglich sei.

Abschließend geben die Autoren zu bedenken, dass mit dem RenalGuard®-System, einer Technik, mit deren Hilfe die venöse Infusionsmenge der Urinausscheidung automatisch angepasst und so eine hohe Urinausscheidung unter Vermeidung hypovolämischer Zustände erreicht wird, bereits ein der konventionellen Hydratation nachweislich überlegenes Verfahren zur Prävention der Kontrastmittel-induzierten Nephropathie auf dem Markt sei. Weitere Untersuchungen seien notwendig, um das RenalGuard®-System und das anhand des LVEDP gesteuerte Hydratations-Verfahren miteinander zu vergleichen.

Dr. Judith Lorenz, Künzell