Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2014; 24 - A25
DOI: 10.1055/s-0034-1389673

Ist eine Differenzierung zwischen Patienten nach Hüft- bzw. Knie-Totalendoprothesenoperation am Beginn der stationären Rehabilitation möglich?

T Jovanovic-Mifsud 1, L Pöhl 1, T Bochdansky 1
  • 1Rehabilitationsklinik im Montafon Betriebs-GmbH, Schruns

Einleitung:

Bei der Gestaltung von Rehabilitationsprogrammen stellt sich die Frage, wieweit eine Differenzierung entsprechend der Operation vorgenommen werden muss, d.h. wie bedeutend ist die Operationsdiagnose – als Kontextfaktor – für ein ICF-entsprechendes Rehabilitationskonzept. In der Literatur wurde der Vergleich zwischen Hüft- und Knieoperationen erst wenig beschrieben. Wir analysierten daher retrospektiv unsere Patientendaten des letzten Jahres um einen möglichen Unterschied herauszufinden anhand eines international standardisierten Fragebogen (Western Ontario an McMaster Universities Arthritis Index – WOMAC) sowie als Funktionstest den Timed-up-and-go Test (TUAG). Die Schmerzen werden mittel visueller Analogskala (VAS) bestimmt.

Methodik:

Im Zeitraum von Mai 2013 bis April 2014 untersuchten wir insgesamt 671 Patienten nach elektivem Gelenksersatz von Hüfte oder Knie. Diese unterteilten sich in 385 Knie-Patienten (KG) (149 m, 236w) und 286 Hüft-Patienten (HG) (145 m, 141w). Die stationäre Rehabilitation begann durchschnittlich drei Wochen postoperativ. Während der ersten beiden Tage des stationären Aufenthaltes wurde der erste WOMAC-Fragebogen vom Patienten ausgefüllt, das Schmerzniveau abgefragt und der erste TUAG durchgeführt.

Resultate:

Das Durchschnittsalter bei der HG betrug 67,6a (SD: 14,1) und bei der KG 70,7a (SD: 7,4). Obwohl sich das Alter der beiden Patientengruppen signifikant unterschied (p < 0,0001), so erscheint dieser Unterschied klinisch nicht relevant.

Größe und Gewicht waren mit 169 cm und 82 kg für beide Gruppen gleich. Ebenso der Zeitraum zwischen OP und Aufnahmetest (18 d). Im TUAG zeigten sich ebenfalls keine Unterschiede. Lediglich bei den Schmerzparameter sowohl im VAS-Test (HG: 26,1; SD: 7,1 und KG: 32,5; SD:14,1) als auch im WOMAC (HG: 11,0; SD: 2,8 und KG: 14,2; SD: 2,1) zeigten sich signifikante Unterschiede (p < 0,00001).

Keine Unterschiede fanden wir in den WOMAC-Gesamtscore und in den Untergruppen Steifigkeit und Alltags-Funktionen.

Diskussion:

Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Patientengruppen besteht in der Schmerzsymptomatik, wobei Patienten nach Knie-Totalendoprothesen höhere Schmerzen angeben. Bei der Gestaltung des Rehabilitationsprogrammes sollte daher vor allem die Schmerzsymptomatik berücksichtigt werden, da diese auch weitgehend Einfluss auf alle anderen Programmpunkte hat.