Ultraschall Med 2014; 35 - V15_7
DOI: 10.1055/s-0034-1389443

Fetometrie und Gestationsdiabetes: Die Auswahl der Normkurven beeinflusst die Therapie

J Ritgen 1, P Kozlowski 2, R Hammer 2, HJ Siegmann 2, S Fröhlich 2, R Stressig 1
  • 1Praenatal-Medizin und Genetik Köln, Köln/DE
  • 2Praenatal-Medizin und Genetik Düsseldorf, Düsseldorf/DE

Problemstellung: Die Therapieleitlinie für den Gestationsdiabetes mellitus sieht eine Adaptation maternaler Blutglukosezielwerte nach Ultraschall vor. Bei einer fetalen Bauchumfangsmessung über der 75. Perzentile werden strengere Zielwerte gefordert, bei einem Unterschreiten der 10. Perzentile sollen die Zielwerte nach oben angepasst werden. Als Grundlage sind Normkurven nach Hadlock (1984) gefordert. In der Praxis werden häufig aktuellere Normkurven verwendet (1994: Snijders, Chitty). Der Einfluss der verwendeten Normkurven auf die Berechnung der Perzentilen und eine damit einhergehende mögliche Therapieänderung wurde untersucht. Patienten und Methode: In einer retrospektiven Studie wurden zwischen Mai 2009 und Mai 2014 insgesamt 1325 Patientinnnen mit Gestationsdiabetes identifiziert. Ausgewertet wurden 2510 Abdomenumfangsmessungen zwischen der 24 + 0 SSW und 38 + 6 SSW. Für jede Messung wurde die der SSW entsprechende 10. und 75. Perzentile nach drei verschiedenen Normkurven Berechnet und mit den Messwerten verglichen. Ergebnisse: Die 75. Perzentile nach Hadlock, Snijders und Chitty wurde in 731, 547 und 708 Fällen überschritten (29,1%/21,8%/28,2%). Die 10. Perzentile wurde in 243, 117 und 191 Fällen unterschritten (9,7%/4,7%/7,6%). Verglichen mit Normkurven nach Snijders beträgt der Zuwachs strengerer bzw. lockerer Blutzuckereinstellungen 34% bzw. 108% wenn die Normkurven nach Hadlock Anwendung finden. Werden Messungen ab der 32 + 0 SSW berücksichtigt beträgt der Zuwachs sogar 70% bzw. 95%. Schlussfolgerungen: Die Auswahl der Normkurven bei der Beurteilung des fetalen Bauchumfangs haben einen überraschend hohen Einfluss auf die errechneten Perzentilen. Die exemplarisch untersuchten Normkurven sind auf den ersten Blick weitgehend deckungsgleich, unterscheiden sich jedoch in den Standardabweichungen deutlich und in unterschiedlichem Maß abhängig von dem Schwangerschaftsalter.