Ultraschall Med 2014; 35 - V9_5
DOI: 10.1055/s-0034-1389387

Phlegmonöse Gastritis – eine seltene Komplikation der Magenschleimhautbiopsie mit charakteristischen (endo-)sonographischen Befunden

C Jenssen 1, C Kaiser 2, A Eigler 2, RL Riepl 3, M Götzberger 4, D Krenz 2
  • 1Krankenhaus Märkisch-Oderland GmbH, Wriezen/DE
  • 2Klinikum Dritter Orden, München/DE
  • 3Klinikum Landkreis Erding, Erding/DE
  • 4Klinikum Freising, Freising/DE

Problemstellung: Die phlegmonöse Gastritis (PG) ist eine unerkannt letal verlaufende bakterielle Entzündung der Magenwand. Das seltene Krankheitsbild und die typischen bildgebenden Befunde sind wenig bekannt. Patienten und Methode: Vorgestellt werden 3 Patienten, bei denen sich 1 – 2 Tage nach Routinebiopsie bei einer Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD) eine PG entwickelte. Die charakteristischen (endo-)sonographischen Befunde, die im klinischen Kontext Diagnose und unverzüglichen Therapiebeginn ermöglichten, werden beschrieben. Ergebnisse: Vorgestellt werden ein 44-jähriger Patient (HNPCC-Syndrom), eine 61-jährige Patientin (Duodenalulcera) und ein kardiopulmonal vorerkrankter 74-jähriger Patient (Dysphagie), bei denen im Rahmen einer ÖGD Magenschleimhautbiopsien entnommen worden waren. 1 – 2 Tage später stellten sich alle 3 Patienten mit starken epigastrischen Schmerzen, Übelkeit/Erbrechen und Fieber/Schüttelfrost vor, es entwickelte sich ein septisches Krankheitsbild. Bei keinem Patienten lag eine Immunsuppression oder schwerwiegende Immuninkompetenz vor. Bildgebend zeigte sich in allen 3 Fällen eine Wandverdickung des Antrum bis 25 mm, in 2 Fällen auch perigastrische Exsudationen/Azites (Abbildungen). Bei einem Patienten fanden sich in Magenwandbiopsien grampositive Kokken, in zwei Fällen blutkulturell A-Streptokokken bzw. Staphylococcus pyodermis, in einem Fall ein positiver Antistreptolysintiter. In allen Fällen wurde aufgrund dieser Befunde die anfängliche Breitbandantibiose de-eskaliert. Die Entlassung war nach anfänglich intensivmedizinischer Betreuung ca. 2 Wochen nach Symptombeginn mit deutlich regredienten Bildgebungsbefunden möglich.

Abb. 1: Abdomensonografie: deutliche Wandverdickung im Antrum, schlechte Abgrenzbarkeit der Schichten, Lumeneinengung.

Abb. 2: Endosonografie: Verdickung und schlechte Abgrenzbarkeit aller Wandschichten, ödematöse Submukosa-Aufquellung, perigastrisches Exsudat

Schlussfolgerungen: Nur die Kenntnis der PG als sehr seltene Komplikation einer endoskopischen Magenschleimhautbiopsie und der typischen (endo-)sonographischen und bildgebenden Befunde ermöglicht die frühe Diagnose und effektive konservative Therapie. Die PG sollte bei der Aufklärung vor ÖGD berücksichtigt werden.