Zentralbl Chir 2014; 139 - PB_5_6
DOI: 10.1055/s-0034-1389360

Erweiterte herznahe Resektionen lokal fortgeschrittener Thymome und Thymuskarzinome unter Zuhilfenahme der Herz-Lungen-Maschine

M Ried 1, R Neu 1, H-S Hofmann 1
  • 1Universitätsklinikum Regensburg

Zielsetzung: Die komplette chirurgische Resektion lokal fortgeschrittener Thymome bzw. Thymuskarzinome im Masaoka Stadium III bis IVa bildet die Grundlage für eine potentiell kurative Therapie in einem multimodalen Behandlungskonzept. Bei Infiltration herznaher Strukturen kann in ausgewählten Fällen die Unterstützung durch die Herz-Lungen-Maschine (HLM) notwendig werden, um eine vollständige Tumorresektion zu erreichen.

Methode: Beschreibung des operativen Vorgehens, der perioperativen Komplikationsrate und des postoperativen Managements bei Patienten mit lokal fortgeschrittenen Thymomen/Thymuskarzinome im Masaoka-Stadium III bis IVa (WHO Typ A n = 1, B3 n = 2 und C n = 1).

Ergebnis: Eingeschlossen wurden vier Patienten (männlich n = 3, weiblich n = 1) mit einem mittleren Alter von 47 Jahren (27 bis 66 Jahre), bei denen eine radikale Thymomektomie mit Thymektomie und Resektion von infiltrierten, herznahen Nachbarstrukturen unter Zuhilfenahme der HLM durchgeführt wurde. Der primäre operative Zugang erfolgte bei allen Patienten über eine mediane Sternotomie, welcher intraoperativ zu einem Hemiclamshell (n = 2) erweitert wurde. Bei drei Patienten wurde die Aorta ascendens und bei einem Patienten die Arteria femoralis kanüliert. Die venöse Kanülierung erfolgte bei zwei Patienten in den rechten Vorhof (Zweistufen-Kanüle) und bei zwei Patienten über die Vena femoralis. Das Herz wurde entlastet, wobei eine Klemmung der Aorta bzw. ein kardioplegischer Herstillstand nicht notwendig war. Neben der Resektion von Perikard und der mediastinalen Pleura (n = 4; Rekonstruktion durch Patches) wurde in allen Fällen die Vena anonyma reseziert. Zusätzlich musste die Vena cava superior auf Grund einer Tumorinfiltration bei zwei Patienten reseziert und durch eine ringverstärkte Prothese ersetzt werden. Eine Oberlappenresektion wurde in zwei Fällen und eine erweiterte extrapleurale Pneumonektomie bei einer Patientin durchgeführt. Bei einem Patienten war bei makroskopischer Tumorinfiltration des Aortenbogens nur eine R2-Resektion (Tumordebulking) möglich, während sonst immer eine makroskopisch komplette Tumorresektion (R0/R1) erzielt werden konnte. Eine operative Revision (Hämatothorax, Pleuraempyem) wurde bei zwei Patienten erfolgreich durchgeführt. Die Letalität im Krankenhaus betrug 0%.

Schlussfolgerung: Fortgeschrittene, invasive Thymome mit Infiltration herznaher Strukturen (Gefäße, Lunge) können in ausgewählten Patienten durch erweiterte Resektionsverfahren unter Zuhilfenahme der HLM mit erhöhtem perioperativen Risiko chirurgisch behandelt werden.