RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0034-1389333
Präklinische Tracheotomie – eine „Ultima ratio“-Maßnahme bei einer „Can not intubate“-Situation
Wir berichten von 2 präklinischen Tracheotomien, die wegen eines Larynxabrisses bzw. -zertrümmerung an der Unfallstelle durchgeführt werden mussten. Intubationsversuche schlugen fehl, da massive Blutungen aus begleitenden Mittelgesichts-, und Kieferfrakturen die Einstellung der Stimmritze, verhinderten. Alternative Atemwegshilfen (z.B. Larynxtubus) kommen bei diesem Verletzungsmuster nicht in Frage, da ein „blindes“ Einführen zur Knochenfragmentdislokation und somit zum kompletten Atemwegsverschluss, führen. Nur spontan atmende Patienten haben eine Überlebenschance. Die in diesen verzweifelten Fällen als letzte Möglichkeit empfohlene Koniotomie, war wegen der Zerstörung der entsprechenden anatomischen Strukturen nicht möglich. Außerdem ließ ein massives Hautemphysem am Hals und im Gesicht eine Orientierung durch Verlust der anatomischen Orientierungspunkte (z.B. Kehlkopf), nicht zu. Deshalb musste die Trachea wie bei einer Strumaresektion durch einen „Kocher„schen Kragenschnitt“ mit Spaltung der geraden Halsmuskulatur, freigelegt werden. Um die Spontanatmung nicht zu beeinträchtigen, wurde zuvor ein Lokalanästhetikum injiziert und nur Ketamin intravenös zur systemischen Analgesie, appliziert. Nach „U-förmiger“ Exzision des 2. Trachealringes und Plazieren eines 6 – 0er Tubus, konnte dann die Narkose mit Fentanyl und Midazolam vertieft und mit 100% Sauerstoff, beatmet werden. Anschließend erfolgte die Hubschrauberverlegung in ein Traumazentrum. Ein 35-jähriger Landwirt hat ohne neurologischen Folgeschäden überlebt und geht wieder seiner Arbeit nach. Ein 15-jähriger Jugendlicher ist seinen schweren zusätzlichen Hirnverletzungen (u.a. Subduralhämatom, A. basilaris-Ruptur), erlegen. Aber durch die präklinische Stabilisierung mit normalen Parametern bei Klinikeintreffen (RR 120/80 mm Hg; O2-Sättigung 95%), konnte er als Organspender fungieren, so dass am 2. posttraumatischen Tag mehrere Transplantationen erfolgreich durchgeführt werden konnten. Bei diesen sehr seltenen „Extremtrauma“ bot nur die vor Ort durchgeführte Tracheotomie die einzige Überlebenschance. In der Literatur sind dies bezüglich nur sehr wenige Fälle eines erfolgreichen Verlaufes, beschrieben.