Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - FV_08_09
DOI: 10.1055/s-0034-1388607

Angiogenesefaktoren: Neues adjuvantes diagnostisches Kriterium bei unklarer Präeklampsie/HELLP-Syndrom-Symptomatik

Z Tan 1, M Baumann 1, L Raio 1, D Surbek 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Inselspital Bern und Universität Bern, Bern, Switzerland

Fragestellung: Die differentialdiagnostische Abgrenzung hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen ist oft eine klinische Herausforderung. Zirkulierende Angiogenesefaktoren sind typischerweise verändert und könnten zukünftig bei der Diagnostik und bei der Verlaufsprädiktion eine zentrale Rolle spielen.

Material und Methode: Wir analysierten zwischen 2011 bis 2014 bei Patientinnen mit unklarer Präeklamsie-/HELLP-Syndrom-Symptomatik den sFlt-1/PLGF-Quotienten (Cut-off: > 85). Es wurden insgesamt 205 Patientinnen eingeschlossen.

Ergebnisse: In 83 (74,77%) von 111 Fällen mit Präeklampsie (nach 2013 DGGG-LL-Kriterien) wurde anhand des Quotienten die Diagnose bestätigt. In 78 (82,98%) von 94 Fällen wurde anhand des sFlt-1/PLGF- Quotienten der initiale Verdacht der Präeklampsie korrekt verworfen.

Im Kollektiv mit Präeklampsie fand sich in 74 (89,16%) von 83 Fällen ein hochpathologischer Quotient (> 100). In 67 (90,54%) dieser 74 Fälle handelte es sich um eine schwere Präeklampsie. In 60 (81,08%) der 74 Fälle lag eine Frühpräeklampsie vor. Lediglich in 7 (9,46%) von 74 Fällen mit hochpathologischem sFlt-1/PLGF-Quotienten wurde die Präeklampsie als leicht eingestuft.

In 15 Fällen erfolgten bei Verdacht auf eine beginnende Präeklampsie serielle Bestimmungen. In 12 (80%) von 15 Fällen fanden sich stets pathologische sFlt-1/PLGF-Quotienten, wobei in 8 (66,67%) davon die seriellen Messungen den klinischen Verlauf korrekt voraussagten.

Bei 14 Patientinnen erfolgten bei erhöhtem Präeklampsierisiko im Rahmen ihrer Grunderkrankung serielle Bestimmungen. In 11 (78,57%) der 14 Fälle blieb der sFlt-1/PLGF-Quotient stets normal, was dem klinischen Verlauf entsprach.

Schlussfolgerung: Der sFlt-1/PLGF-Quotient ist ein wichtiges, neues adjuvantes diagnostisches Kriterium bei unklarer Präeklampsie/HELLP-Syndrom-Symptomatik.