Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - FV_07_02
DOI: 10.1055/s-0034-1388591

Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom in 5 diskordanten monozygoten Zwillingen: MMP14, LRP10, und Extrazellulärmatrix- sowie Neoangiogenese-Gene als potentielle Kandidaten innerhalb eines gewebsspezifischen Mosaiks

K Rall 1, S Eisenbeis 1, G Barresi 1, M Walter 2, S Poths 2, D Wallwiener 1, O Riess 2, S Brucker 1, M Bonin 2
  • 1Universitäts-Frauenklinik, Tübingen, Germany
  • 2Medizinische Genetik, Tübingen, Germany

Hintergrund: Eine familiäre Häufung bei Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKHS) macht eine genetische Ursache wahrscheinlich. Versuche einen genetischen Lokus zu definieren blieben jedoch bislang ohne Erfolg und Fälle von diskordanten monozygoten Zwillingen stellen eine rein genetische Ursache in Frage.

Methoden: In unsere Studie konnten wir 5 monozygote Zwillingspaare einschließen und hatten neben Blut auch Zielgewebe für Analysezwecke zur Verfügung. Wir untersuchten auf Copy number Variationen (CNV) in Blut und teilweise Gewebe (Uterusrudiment und Mundschleimhaut).

Ergebnisse: Wir detektierten 1 Zwillingspaar mit differentiellen CNV. Der betroffene Zwilling zeigte 3 Duplikationen und eine Deletion. Die Duplikation auf Chromosom 14 beinhaltete u.a. zwei Gene, MMP14 und LRP10, welche bekannte Funktionen in der embryologischen Entwicklung des Uterus und Endometriums haben. Die gleiche Region konnte in rudimentärem Uterusgewebe der Betroffenen, aber nicht in Mundschleimhaut detektiert werden, was ein gewebs-spezifisches Mosaik als Ursache wahrscheinlich macht. Zusätzliche Netzwerkanalysen zeigten wichtige Zusammenhänge mit einer vorausgehenden Expressionsstudie. Mehrere der detektierten Gene sind in der Formung der Extrazellulärmatrix oder in Neoangiogenese-Prozessen involviert.

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse machen eine defiziente Vaskularisierung während der Uterusentwicklung und/oder eine gestörte Reorganisation der Extrazellulärmatrix vorallem während der Elongation der Müllergänge wahrscheinlich. Wir erachten diese Gene deshalb als ursächlich bei der Entstehung des MRKHS beteiligt.