Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - FV_07_01
DOI: 10.1055/s-0034-1388590

Prognostische Bedeutung von Zeitintervall und Staging-Prozeduren für Patientinnen mit primären Borderline-Tumoren des Ovars (BOT): Eine Subgruppen-Analyse der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) ROBOT-Studie

F Trillsch 1, S Mahner 1, L Woelber 1, E Vettorazzi 2, A Reuss 3, K Baumann 4, MD Keyver-Paik 5, U Canzler 6, K Wollschlaeger 7, D Forner 8, J Pfisterer 9, 10, W Schroeder 11, K Muenstedt 12, B Richter 13, C Fotopoulou 14, B Schmalfeldt 15, A Burges 16, N Ewald-Riegler 17, N De Gregorio 18, F Hilpert 19, T Fehm 20, 21, W Meier 22, P Hillemanns 23, L Hanker 24, 25, A Hasenburg 26, HG Strauß 27, M Hellriegel 28, P Wimberger 6, 29, A du Bois 30
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Hamburg, Germany
  • 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Hamburg, Germany
  • 3Koordinierungszentrum für Klinische Studien, Marburg, Germany
  • 4Universitätsklinikum Gießen u. Marburg GmbH, Klinik für Gynäkologie, Gyn. Endokrinologie und Onkologie, Marburg, Germany
  • 5Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Universitäts-Frauenklinik, Bonn, Germany
  • 6Technische Universität Dresden, Klinik u. Frauenheilkunde u. Geburtshilfe, Dresden, Germany
  • 7Universitätsklinikum Magdeburg, Universitäts-Frauenklinik, Magdeburg, Germany
  • 8Sana-Klinikum Remscheid, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtsmedizin, Remscheid, Germany
  • 9Städtisches Klinikum Solingen gGmbH, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Solingen, Germany
  • 10Zentrum für Gynäkologische Onkologie, Kiel, Germany
  • 11GYNAEKOLOGICUM Bremen, Bremen, Germany
  • 12Universitätsklinikum Gießen, Zentrum für Frauenheilkunde u. Geburtshilfe, Gießen, Germany
  • 13Elblandkliniken Meißen-Radebeul GmbH & Co. KG, Frauenklinik, Meißen, Germany
  • 14Charité, Campus Virchow Klinikum, Frauenklinik, Berlin, Germany
  • 15Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität, Frauen- und Poliklinik, München, Germany
  • 16Klinikum der Universität München, Campus Großhadern, Klinik u. Poliklinik für Frauenheilkunde u. Geburtshilfe, München, Germany
  • 17HSK, Dr. Horst Schmidt Klinik GmbH, Klinik für Gynäkologie u. gynäkologische Onkologie, Wiesbaden, Germany
  • 18Universitätsklinikum Ulm, Frauenklinik, Ulm, Germany
  • 19Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kiel, Germany
  • 20Universitätsklinikum Tübingen, Universitätsfrauenklinik, Tübingen, Germany
  • 21Universitätsklinik Düsseldorf, Frauenklinik, Düsseldorf, Germany
  • 22Evangelisches Krankenhaus Düsseldorf, Frauenklinik, Düsseldorf, Germany
  • 23Med. Hochschule Hannover, Frauenklinik, Hannover, Germany
  • 24Klinikum der J.W. Goethe-Universität, Zentrum für Frauenheilkunde u. Geburtshilfe, Frankfurt/M., Germany
  • 25Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Lübeck, Germany
  • 26Universitätsklinikum Freiburg, Frauenklinik, Freiburg, Germany
  • 27Universitätsklinikum Halle/S., Universitätsklinik und Poliklinik für Gynäkologie, Halle/S., Germany
  • 28Georg-August-Universität Göttingen, Gynäkologie und Geburtshilfe, Göttingen, Germany
  • 29Universitätsklinikum Essen, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Essen, Germany
  • 30Kliniken Essen-Mitte, Klinik für Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Essen, Germany

Fragestellung: Aufgrund von inkompletten operativen Staging-Maßnahmen im Rahmen der Primäroperation werden bei BOT-Patientinnen häufig Restaging-Prozeduren indiziert. Die prognostische Bedeutung des Zeitintervalls zwischen Primär- und Restaging-Operation sowie des Einflusses einzelner Staging-Prozeduren ist unklar.

Methodik: 950 BOT-Patientinnen aus 24 AGO-Zentren mit referenzpathologisch bestätigten BOT im Behandlungszeitraum von 1998 bis 2008 wurden analysiert. Dabei wurde die Stagingqualität gemäß der S3-Leitlinie Ovarialtumore evaluiert und prognostische Faktoren mittels uni- sowie multivariater Analysen hinsichtlich des Einflusses auf das progressionsfreie Überleben (PFS) verglichen.

Das Zeitintervall zwischen Primär- und Restaging-Operation wurde dabei in ≤30 Tage vs. > 30 Tage kategorisiert. Die Staging-Prozeduren Omentektomie, peritoneale Biopsien und Zytologie, sowie Appendektomie für muzinöse Histologie, wurden getrennt für seröse und muzinöse BOT untersucht.

Ergebnisse: Eine Restaging-Operation nach einem Zeitintervall von mehr als 30 Tagen war verglichen mit ≤30 Tagen in univariater Analyse mit einem schlechteren PFS assoziiert (HR 2,43; p = 0,04), die multivariate Analyse bestätigte dieses Ergebnis.

Für Patientinnen mit serösem BOT war jede zusätzlich ausgelassene Staging-Prozedur mit einem Anstieg der Rezidivrate um mindestens 25% assoziiert (HR konsekutiv 1,25 (p = 0,50); 1,95 (p = 0,03); 2,37 (p = 0,01) für eine, zwei und drei ausgelassene Staging-Prozeduren). Staging-Schritte mit der größten prognostischen Bedeutung waren die Omentektomie (HR 2,00; p = 0,004) für seröse und die Appendektomie (HR 4,86; p = 0,012) für muzinöse BOT.

Schlussfolgerung: Trotz der ausgezeichneten Gesamtprognose erscheint das Rezidivrisiko von Patientinnen mit primärem BOT durch ein längeres Zeitintervall zwischen Primär- und Restaging-Operation sowie durch jede zusätzlich ausgelassene Staging-Prozedur erhöht. Dies sollte im klinischen Alltag bedacht werden, wenn infolge einer inkompletten Primäroperation die Indikation zur Restaging-OP mit der Patientin diskutiert wird.