Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Onko11_05
DOI: 10.1055/s-0034-1388521

Das postradiogene Angiosarkom – ein Fallbericht zur Diagnosefindung

K Münch 1, V Piger 1, CH von Weyhern 2, M Kremer 2, B Häussler 3, D Grab 1
  • 1Städtisches Klinikum München Harlaching, Frauenheilkunde, München, Germany
  • 2Städtisches Klinikum München Harlaching, Pathologie, München, Germany
  • 3Gemeinschaftspraxis für Strahlentherapie am Klinikum München Harlaching, München, Germany

Fragestellung: Das postradiogene Angiosarkom stellt eine seltene Spätfolge der Strahlentherape des Mammakarzinoms dar. Da zu diesem Krankheitsbild keine verbindlichen Leitlinien vorliegen, soll anhand eines Fallberichts der Weg zur Diagnosefindung exemplarisch beschrieben werden.

Methodik: Berichtet wird über eine 71-jährige Patientin, die sich im September 2012 erstmalig auf Überweisung der Strahlentherapie in unserer Sprechstunde vorstellte. Vorgeschichte: Mammacarcinom links pT1c pN0 (0/1sn) G2 R0 ER 12/12, PR 6/12 Her2neu 1+, ED 2006. BET und SNB 12/2006, postoperative Radiatio (50,4 Gy), adjuvante endokrine Tamoxifentherapie über 5 Jahre. Seit 01/2012 zunehmende Rötung, Cutisverdickung und petechiale Veränderungen der Mamma links. Bei flächiger Kontrastmittelaufnahme im MRT erfolgte die Entnahme mehrerer Punchbiopsien der auffälligen Hautareale und eine Stanzbiopsie des Narbenstrangs mit dem Nachweis einer chronischen Entzündung. Diskrete Befundbesserung unter Antibiose. 12/2012 erneute histologische Abklärung durch Stanz- und Punchbiopsien ohne richtungsweisenden Befund, dermatologische Vorstellung empfohlen. 02/2013 Hautbiopsie durch Dermatologie: V.a. atypische Postradiatioläsion der Brust. 05/2013 Wiedervorstellung im Hause bei progredientem Lokalbefund mit beginnender Exulceration. Die zeitnahe plastisch-chirurgische, strahlentherapeutische und dermatologische Konsultation erbrachte den Nachweis eines Postradiatio-Angiosarkoms im erneuten Hautbiopsat.

Ergebnis: Nach unauffälligem Staging wurde am 27.05.2013 die Mastektomie mit Lymphknotensampling durchgeführt. Es zeigte sich ein bifokales gering differenziertes Angiosarkom G3 pT1c pN0(0/10) R0 L0 V0. In der interdisziplinären Tumorkonferenz Empfehlung der engmaschigen Nachsorge.

Schlussfolgerung: Da die Ätiologie der sekundären Angiosarkome nicht abschließend geklärt ist und verschiedenste prädisponierende Faktoren postuliert werden, sollte bei postradiogener Cutisveränderung immer die Differentialdiagnose eines Angiosarkoms frühzeitig in Betracht gezogen werden. Mittel der Wahl ist die gezielte Hautbiopsie. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit ist hilfreich und notwendig.