Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Onko08_05
DOI: 10.1055/s-0034-1388464

Fulminanter Verlauf eines Mammakarzinoms bei diffuser Tumordissemination

V Kolovetsiou-Kreiner 1, G Pristauz-Telsnigg 1, F Moinfar 2, K Tamussino 1, E Petru 1
  • 1Medizinische Universität Graz, Univ. Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz, Austria
  • 2Medizinische Universität Graz, Institut für Pathologie, Graz, Austria

Einleitung: Der aussergewöhnliche Fall eines Mammakarzinoms mit disseminierter intravasaler Koagulopathie (DIC) und primärer diffuser Tumorzelldissemination wird beschrieben.

Fallbericht: Eine 25-Jährige Patientin wurde wegen thorakaler Schmerzen vorstellig.

Es zeigten sich Zeichen einer Pankreatitis und eine ausgeprägte Transaminaseerhöhung, ebenso vergrößerte zervikale Lymphknoten und ein Knoten der rechten Brust. Das Thorax CT zeigte einen Pleuraerguss und Perikarderguss. Das PET-CT zeigte mehrere pathologische Lymphknoten, sowie pathologisch gesteigertem Tracer-Uptake im Bereich der rechten Brust. Aufgrund einer Proteinurie wurde der Verdacht auf Glomerulonephritis, dringend verdächtig auf eine Lupusnephritis gestellt, welche bioptisch nicht bestätigt wurde. Die Histologie eines der zervikal vergrößerten Lymphknoten ergab den Hinweis auf eine mögliche Metastase eines Mammakarzinoms. Ein zuvor durchgeführtes Mamma-MR, ergab beidseits dringend malignitätsverdächtige Herde (BIRADS IV-V). Es folgte ein weiterer Anstieg der Leber- und Pankreaswerte und die Verschlechterung der Gerinnung mit rezidivierenden Nachblutungen aus der Operationsstelle am Hals. Die Substitution mit Gerinnungsfaktoren erlaubte schließlich eine ultraschallgezielte Biopsie der verdächtigen Läsionen der rechten Brust. Die endgültige Histologie ergab ein niedrig differenziertes invasives Mammakarzinom, ER negativ, PR negativ, Her2neu positiv, Ki67: 30%. Innerhalb von nur wenigen Tagen verschlechterte sich der Allgemeinzustand der Patientin dramatisch. Die Patientin verstarb nur 3 Tage nach der histologischer Diagnosesicherung bzw. Vorliegen der Rezeptoren des Mammakarzinoms.

Die Obduktion ergab eine diffuse Tumorzelldissemination des Mammakarzinoms in multiplen Lymphknoten, Gehirn, Schilddrüse, Lunge, Herz, Leber, Niere, Milz und Knochenmark. Als Todesursache wurde ein Multiorganversagen aufgrund massiver Tumorzelldissemination und begleitender DIC festgestellt.

Schlussfolgerung: Eine diffuse Tumorzelldissemination mit paraneoplastischer DIC bei Patientinnen mit Mammakarzinom ist ein ungewöhnliches und dramatisches klinisches Ereignis.