Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Onko07_14
DOI: 10.1055/s-0034-1388454

Dysplasie in der Schwangerschaft – Eine Retrospektive Analyse

CM Domröse 1, T Engeln 1, MD Keyver-Paik 1, A Abramian 1, H Zhou 2, K Kübler 1, W Kuhn 1
  • 1Universitätsfrauenklinik, Centrum für Integrierte Onkologie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • 2Institut für Pathologie, Centrum für Integrierte Onkologie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany

Einleitung: Ein auffälliger PAP-Abstrich tritt in 2 – 8% aller Schwangerschaften auf und kann zu Verunsicherung von Patientin und Arzt führen. Für die Beratung und Planung des weiteren Vorgehens ist die Kenntnis des typischen Dysplasieverlaufs in graviditate entscheidend. Ziel der Studie war es daher, Regressions-, Persistenz- und Progressionsraten unter Berücksichtigung etablierter Risikofaktoren zu analysieren.

Methodik: Retrospektiv identifizierten wir 40 Patientinnen, bei denen an der Universitätsfrauenklinik Bonn im Zeitraum 2005 – 2013 eine Dysplasie in graviditate diagnostiziert wurde. Der Verlauf wurde kolposkopisch, zytologisch und histologisch über Schwangerschaft und Wochenbett verfolgt.

Ergebnisse: Bei der Mehrzahl der Patientinnen (Tabelle) wurde in graviditate (n = 26) und postpartal (n = 19) eine CIN (Cervicale intraepitheliale Dysplasie) III gesichert. Bei 27 Patientinnen (67,5%) wurde eine Konisation nach Entbindung durchgeführt. Typischerweise zeigte sich eine Persistenz der Dysplasie über den Verlauf der Schwangerschaft; eine Progression zu einem Karzinom trat nicht auf. Weder Nikotinkonsum, HPV Typ noch Alter konnten mit dem natürlichen Verlauf der Dysplasie assoziiert werden.

Tab. 1: Charakterisierung der Patientinnen (n = 40)

Alter (Jahre)

30,6 (Median)

19,1 – 38,4 (Spannweite)

Entbindungsmodus (keine Angabe (n = 2; 5%))

Spontan (n = 21; 52,5%)

Vaginaloperativ (n = 1; 2,5%)

Sectio (n = 16; 40%)

Histologie in graviditate

CIN I (n = 8; 20%)

CIN II (n = 6; 15%)

CIN III (n = 26; 65%)

HPV Typ (keine Angabe (n = 11; 27,5%))

16, 18 (n = 21; 52,5%)

31, 33 (n = 7; 17,5%)

56 (n = 1; 2,5%)

Verlauf (keine Angabe (n = 9; 22,5%))

Regression (n = 7; 17,5%)

Persistenz (n = 19; 47,5%)

Progression (n = 5; 12,5%)

Schlussfolgerung: Aufgrund der niedrigen Progressionsrate ist die Kontrolle einer Dysplasie in graviditate, sofern kolposkopisch möglich, als sicher einzuschätzen. Keiner der etablierten Risikofaktoren lässt eine Schlussfolgerung auf den Verlauf der CIN in der Schwangerschaft zu. Eine Identifikation von Biomarkern zur Vorhersage der Dysplasieentwicklung ist daher wünschenswert.