Fragestellung: Etwa 5 – 10 Prozent aller Brustkrebserkrankungen sind auf eine Mutation im BRCA-1/2-
Gen zurückzuführen. Für Mutationsträgerinnen besteht ein erhöhtes Risiko für Brust-
und Eierstockkrebs. Es stehen einerseits eine engmaschige Überwachung, andererseits
prophylaktische Operationen zur Verfügung. Bis zum 40. LJ bzw. nach abgeschlossener
Familienplanung wird die prophylaktische bilaterale Salpingoovarektomie (PBSO) empfohlen.
Über die Akzeptanz einer PBSO und insbesondere den Aspekt des Fertilitätsverlusts
ist bisher wenig bekannt.
Methodik: Mittels eines qualitativen Forschungsansatzes wurden durch Einzelinterviews Entscheidungskonflikte,
Handlungsoptionen, Informations- und Unterstützungsbedürfnisse der Frauen vor PBSO
und das Erlebens des Fertilitätsverlustes auf der Grundlage des Ottawa Personal Decision
Guides (OPDG) ermittelt. 13 Frauen im Alter zwischen 27 und 60 Jahren wurden befragt,
davon 6 Frauen vor und 7 Frauen nach erfolgter PBSO. Die Auswertung erfolgte auf Grundlage
der qualitativen Inhaltsanalyse nach G. Mayring.
Ergebnis: Bei den zwei postmenopausalen Frauen gibt es weniger Konflikte. Anders dagegen bei
den 11 prämenopausalen Frauen. Diese fürchten einerseits die vorzeitigen Wechseljahre,
andererseits den Verlust der Fertilität. Während des Entscheidungsprozesses gibt es
Informationsbedürfnisse und die Problematik der fehlenden Handlungsoptionen.
Schlussfolgerung: Die Entscheidung verlangt ein persönliches Abwägen zwischen der Angst vor Krankheit,
dem eigenen Selbstbild, der individuellen Risikofreudigkeit und der Familienplanung,
um langfristig mit einer potentiell lebensbedrohlichen Erkrankung und einem potentiell
kinderlosen Leben umgehen zu können. Die Endgültigkeit des Eingriffs mit der resultierenden
Unfruchtbarkeit kann von vielen Betroffenen nicht adäquat eingeschätzt und bewertet
werden. Im Entscheidungsprozess sind Betroffene mit den zur Verfügung gestellten Informationen
nicht ausreichend zufrieden und benötigen eine bessere Kommunikation der Handlungsoptionen
samt der Vor- und Nachteile.