Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Onko06_18
DOI: 10.1055/s-0034-1388439

Psychosoziale Belastung von Patientinnen mit Mammakarzinom. Ergebnisse einer Erhebung aus einem zertifizierten Brustzentrum

K Kunz 1, D Paepke 1, S Paepke 1, K Grosse-Lackmann 1, M Kiechle 1, B Schmalfeldt 1
  • 1Klinikum rechts der Isar der Technischen Univ. München, Frauenklinik, München, Germany

Fragestellung: Ein Angebot an psychosozialer Beratung ist eine obligate Anforderung an zertifizierte Brustzentren. Um Patientinnen mit Mammakarzinom psychosozial optimal zu unterstützen, ist das Wissen um die Belastung und die am meisten betroffenen Problembereiche essentiell.

Methodik: Zur Erfassung der psychosozialen Belastung wurde die deutsche Version des NCCN Distress Thermometers (Mehnert A, 2006) an Patientinnen mit der Diagnose Brustkrebs im Rahmen der Nachsorgeuntersuchung ausgehändigt. Das Ausmaß der Belastung und die Häufigkeit der Beeinträchtigung in den Kategorien praktische, familiäre, emotionale und körperliche Probleme sowie spirituelle Belange wurden abgefragt.

Ergebnisse: 315 Bögen von 135 Patientinnen mit Mammakarzinom aus den Jahren 2009 – 2012 wurden analysiert. 247/315 Patientinnen haben den Bogen ausgefüllt. Auf einer Skala von 0 (nicht belastet) bis 10 (extrem belastet) betrug die mittlere Belastung 4,7 (Spannweite 0 – 10). Praktische Probleme (Wohnsituation, Versicherung, Arbeit, Kinderbetreuung) wurden in weniger als 20/247 genannt, Sorgen mit dem Partner in 26/247, mit den Kindern in 15/247 Fällen. Religiöse Belange hatten eine untergeordnete Bedeutung (13/247). Bei den körperlichen Beschwerden wurden am häufigsten Schmerzen (91/247), Erschöpfung (113/247), Schlafstörungen (111/247), Bewegungseinschränkungen (78/247), Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten 71/247 angegeben. Am häufigsten lag eine Belastung im emotionalen Bereich vor: Ängste (116/247), Sorgen (94/247), Traurigkeit (85/247), Nervosität (92/247). Eine Beeinträchtigung des körperlichen Erscheinungsbildes und sexuelle Probleme wurden seltener genannt (45/247 und 30/247).

Schlussfolgerung: Patientinnen mit Mammakarzinom sind belastet und haben Bedarf an psychosozialer Unterstützung. Dabei stehen Sorgen und Ängste im seelischen Bereich, Schmerzen, Erschöpfung, Schlafstörungen und Bewegungseinschränkungen im körperlichen Bereich im Vordergrund. Neben psychoonkologischer Betreuung sind eine suffiziente Schmerztherapie, Physiotherapie und Maßnahmen zur Fatiguebekämpfung dringend erforderlich.