Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Onko06_13
DOI: 10.1055/s-0034-1388434

Abweichungen von Tumorboard-Empfehlungen des Mammografie-Screenings Rhein-Neckar und des Universitäts-Brustzentrums Heidelberg

OL Friedrich 1, S Lechler 1, T Rahmfeld 2, M Golatta 1, C Sohn 1, F Schütz 1, J Heil 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • 2Mammografiescreening Rhein-Neckar, Mannheim, Germany

Fragestellung: In dieser Studie wurden Behandlungs-Empfehlungen des Mammografiescreenings Rhein-Neckar sowie der prätherapeutischen interdisziplinären Tumorkonferenz des Universitäts-Brustzentrums Heidelberg auf Abweichungen und mögliche Ursachen der Abweichungen in einem viereinhalb-jährigen Zeitraum untersucht.

Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Untersuchung der Daten aller Teilnehmerinnen des Mammografie-Screening-Programms Rhein-Neckar, bei welchen ein Mammakarzinom oder eine Vorstufe diagnostiziert wurde und welche anschließend im Brustzentrum der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg weiterbehandelt wurden. Die Empfehlungen der Tumorkonferenzen wurden anhand von schriftlichen und digitalen Krankenakten dokumentiert. Der Zeitraum der Untersuchung war zwischen Mai 2007 (Beginn des Screenings Rhein-Neckar) und Dezember 2011. Insgesamt wurden 217 Fälle analysiert.

Ergebnis: Die Rate der Abweichungen der Behandlungsempfehlungen betrug über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg 11,1% (24 Fälle) bezüglich eines Eingriffes an der Brust und 16,1% (35 Fälle) bezüglich eines Eingriffes an der Axilla. In 14 Fällen wurde die Empfehlung einer BETin die Empfehlung einer Mastektomie geändert. In sechs Fällen wurde anstelle einer BET eine neoadjuvante Chemotherapie empfohlen. Bei den Eingriffen in der Axilla wurde die Empfehlung, dass kein Eingriff notwendig sei in 13 Fällen in eine Sentinel-LNE geändert. In acht Fällen wurde die Empfehlung einer Sentinel-LNE in eine axilläre Lymphonodektomie geändert.

Schlussfolgerung: Die Abweichungen der Empfehlungen ergaben sich aus einer erweiterten Diagnostik im Universitäts-Brustzentrum, neu entdeckte suspekte Läsionen beispielsweise im Sinne einer Multizentrizität, einer Hinzuziehung der Tumorbiologie, sowie einer gewissen Tendenz, bei grenzwertig brusterhaltend operierbaren Befunden aufgrund des antizipatorisch ungünstigen ästhetischen Ergebnisses eher eine Mastektomie mit Rekonstruktion zu empfehlen.