Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Onko06_05
DOI: 10.1055/s-0034-1388426

Nachweis von disseminierten Tumorzellen beim intraduktalen Mammakarzinom und deren Einfluss auf die zelluläre Immunität

J Hanke 1, T Fehm 2, A Hartkopf 1, FA Taran 1, M Hahn 1, D Wallwiener 1, S Brucker 1, IV Gruber 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik, Tübingen, Germany
  • 2Universität Düsseldorf, Frauenklinik, Düsseldorf, Germany

Wissenschaftlicher Hintergrund: Beim intraduktalen Mammakarzinom (DCIS) passieren die Tumorzellen definitionsgemäß die epitheliale Basalmembran nicht. Dennoch können disseminierte Tumorzellen im Blut (CTCs) als auch im Knochenmark (DTCs) nachgewiesen werden. Damit besteht die Möglichkeit, dass diese Tumorzellen Einfluss auf die zelluläre Immunität nehmen.

Methodik: 303 Patientinnen mit DCIS wurden auf das Vorhandensein von DTCs mittels Anti-Zytokeratin-Antikörpern (A45B/B3) untersucht. Zudem wurden CTCs mit AdnaTest BreastCancer® und CellSearch® detektiert. Mittels Durchflusszytometrie wurde die Expression von CD28, TCR- ζ und CD95 auf T-Lymphozyten im Knochenmark bei DTC-positiven und DTC-negativen Patientinnen analysiert. Durch die Anfärbung mit M30-Antikörpern konnten apoptotische DTCs nachgewiesen werden.

Ergebnis: 18% der Patientinnen mit DCIS waren DTC-positiv und 6% CTC-positiv. 39% der DTCs exprimierten den Apoptosemarker M30. Der Nachweis von DTCs zeigte keinen Einfluss auf die quantitative Expression von CD28 (kostimulierender Ligand des T-Zell-Rezeptors (TCR)), TCR-ζ (Molekül der intrazellulären Signaltransduktion) und CD95 (Apoptoserezeptor) auf peripheren T-Lymphozyten im Knochenmark.

Schlussfolgerung: Mit dem Nachweis von disseminierten Tumorzellen im Blut und im Knochenmark konnte gezeigt werden, dass eine Tumorzelldissemination bereits beim DCIS stattfindet. Interessanterweise exprimierten über 30% der DTCs den Apoptosemarker M30. Durch den Nachweis von DTCs kam es weder zu einer verringerten Expression von CD28 und TCR-ζ, noch zu einer vermehrten Expression von CD95 auf zytotoxischen T-Lymphozyten, was Hinweise für ein ineffektives T-Zell-Priming bzw. für eine Apoptoseinduktion wären. Damit scheinen die DTCs beim DCIS im Gegensatz zum invasiven Mammakarzinom weniger immunogen zu sein. Es bleibt zu untersuchen, ob disseminierte Tumorzellen beim DCIS auch als Surrogatmarker für die minimale Resterkrankung herangezogen werden könnten.

Abb. 1: M30-Expression auf DTC (1000x, Texas Red Filter)