Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Onko05_17
DOI: 10.1055/s-0034-1388419

Tumor-spezifische B-Zell Immunantworten bei Patientinnen mit operablem, primärem Mammakarzinom und deren Einfluss auf das Gesamtüberleben

C Fremd 1, P Beckhove 2, C Sohn 1, C Domschke 1, F Schütz 1
  • 1Universitätsfrauenklinik der Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg, Germany
  • 2Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg, Germany

Fragestellung: Tumorgerichtete, humorale Immunantworten sind ein bekannter prognostischer Parameter beim primären Mammakarzinom. Unklar jedoch ist die Bedeutung der spezifischen Immunglobulinklasse. Diese Untersuchung analysiert den Zusammenhang zwischen klinischen und tumorbiologischen Parametern und dem Gesamtüberleben (OS) im Hinblick auf tumor-spezifische Immunglobuline und deren Subklassen beim primären Mammakarzinom.

Methodik: Die Kohorte umfasst 288 Patientinnen mit primärem, operablem Mammakarzinom und einem durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 73,5 Monaten. Tumorspezifische MUC-1- Antikörper wurden mittels Enzym-Linked-Immunosorbent-Assay (ELISA) im Vergleich zu einer unspezifischen Kontrolle (HIVpol) bestimmt. Immunglobuline der Subklassen IgM, IgG, IgG1, IgG2, IgG3 und IgA wurden hinsichtlich des Gesamtüberlebens (OS) und tumorbiologischer Parameter ausgewertet.

Ergebnisse: Wir beobachteten einen signifikanten Überlebensvorteil bei Patientinnen mit erhöhten, Subklassen-übergeifenden IgG Titern (p < 0,05). Die Subklassen-Analyse zeigt einen, von klinischen und tumorbiologischen Parametern unabhängigen, Überlebensvorteil für Patienten mit ausgeprägter IgG2 und IgG3 sowie erniedrigter IgG1 Immunantwort (p < 0,05). IgM Titer korrelierten weder mit OS noch mit klinischen Parametern, während erhöhte Titer von IgA ebenfalls signifikant mit einem verbesserten Gesamtüberleben verbunden waren. In keiner Immunglobulin-Subklasse konnte eine Korrelation zur Stadieneinteilung und zu tumorbiologischen Parametern des Primärtumors nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung: Die Analyse von Immunglobulin-Subklassen in dieser Kohorte zeichnet ein komplexes Bild der durch B-Zellen vermittelten Immunantwort. Die Produktion von tumorspezifischen Immunglobulinen scheint sowohl Zeichen einer anti-tumoralen Immunantwort, als auch Ausdruck einer systemischen pro-tumoralen Entzündung zu sein. Der Einfluss der zugrundeliegenden Tumorbiologie erscheint gegenüber anderen Mechanismen begrenzt. Die Bestimmung von tumor-spezifschen Immunglobulinen bietet so die Möglichkeit Patientinnen mit schlechterer, klinischer Prognose zu identifizieren und in Zusammenschau mit anderen tumor-immunologischen Parametern erweiterten Therapien zuzuführen.